Psychopathie
von altgriechisch: ψυχή ("psychḗ") - Seele und πάθος ("páthos") - leiden
Englisch: psychopathy, psychopathic personality
Definition
Die Psychopathie bezeichnet eine komplexe Persönlichkeitsstörung, die durch ausgeprägte Empathielosigkeit, egozentrische und überhebliche Charakterzüge, Risikoverhalten, oberflächliche Affektivität sowie manipulatives- und antisoziales Verhalten gekennzeichnet ist.[1]
Psychopathie ist aktuell noch keine eigenständige Diagnose, sondern überschneidet sich größtenteils mit der dissozialen Persönlichkeitsstörung.
Klinik
Da die Psychopathie kein eigenes Krankheitsbild ist, sondern vielmehr als schwerwiegende Ausprägung bestimmter Persönlichkeitsstörungen verstanden wird, erfolgt ihre diagnostische Einordnung vorrangig im forensisch-psychiatrischen Kontext.[2]
Prävalenz
Psychopathische Persönlichkeiten sind in der Allgemeinbevölkerung verhältnismäßig selten. Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 1 % der männlichen Bevölkerung unter einer Psychopathie leiden. In den USA machen Psychopathen 20 % der Gefängnisinsassen aus. Einigkeit besteht darin, dass Psychopathie bei Männern deutlich häufiger vorkommt als bei Frauen.[3]
Diagnostik
Die Diagnostik einer Psychopathie spielt in der Forensik eine wichtige Rolle, wenn es um die Einschätzung der Rückfallwahrscheinlichkeit bei Gewaltdelikten geht.[4]
Die Psychopathy Checklist Revised (PCL-R) ist ein diagnostisches Instrument mit 20 Kriterien zur Erfassung psychopathischer Merkmale und gehört zum Standardverfahren im Rahmen der forensischen Diagnostik. Jedes Merkmal der Psychopathie wird mit 0 (nicht vorhanden), 1 (teilweise) oder 2 (deutlich vorhanden) Punkten bewertet. Die Gesamtsumme (0–40) gibt den Psychopathiegrad an. Ein Wert von ≥ 30 Punkten gilt international als diagnostischer Schwellenwert für das Vorhandensein einer Psychopathie.[5]
Tabelle PCL-R-Score
(Übersetzung angelehnt an Hare, RD: The Hare Psychopathy Checklist-Revised)
Faktor 1 | Aspekt 1: Interpersonell |
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Aspekt 2:
Affekt |
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Faktor 2 | Aspekt 3:
Lifestyle |
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Aspekt 4:
Antisoziales Verhalten |
| |
ohne Zuordnung | – |
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Neurobiologie
Eine Metaanalyse, basierend auf sieben Studien mit überwiegend männlichen Straftätern, zeigt, dass hochgradig psychopathische Personen im Vergleich zu Kontrollgruppen signifikante Volumenminderungen grauer Substanz im linken dorsolateralen präfrontalen Kortex und im medialen Orbitofrontalkortex aufweisen.
Es besteht ein negativer linearer Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Psychopathie (gemessen mit der PCL-R) und dem Hirnvolumen in diesen Arealen.[2]
Quellen
- ↑ Springer Medizin - Psychopathie, antisoziale Persönlichkeitsstörung und Sexualdelinquenz, abgerufen am 04.04.2025
- ↑ 2,0 2,1 PubMed - De Brito et al. 2021, Cortical and subcortical gray matter volume in psychopathy: A voxel-wise meta-analysis, abgerufen am 04.04.2024
- ↑ PubMed - Coid J, Yang M, Ullrich S, Roberts A, Hare RD, Prevalence and correlates of psychopathic traits in the household population of Great Britain, abgerufen am 04.04.2025
- ↑ Matthias Eid - Vergleich des 2- und 3-Faktoren-Modells der Psychopathy Checklist-Revised (PCL-R) bei der Rückfallprognose von Straftätern, abgerufen am 04.04.2025
- ↑ Henning Ernst Müller - PCL-R, abgerufen am 04.04.2025