Psychogener Schmerz
Synonyme: Psychogenes Schmerzsyndrom
Definition
Bei einem psychogenen Schmerz handelt es sich um ein Schmerzsyndrom, für das sich keine organischen Ursachen finden lassen und das daher wahrscheinlich überwiegend auf psychischen Vorgängen basiert.
Hintergrund
Schmerz wird durch ein komplexes Zusammenspiel von biologischen, seelischen und sozialen Faktoren bestimmt (biopsychosoziales Schmerzmodell). Eine strikte Einteilung in reinen "körperlichen" bzw. "psychisch/seelischen" Schmerz gilt heute (2020) als obsolet.
Beim psychogenen Schmerz lassen sich jedoch per definitionem keine objektivierbaren organischen Ursachen finden. Im Vordergrund der Schmerzursache stehen oftmals psychische Konflikte, die individuell nicht bewältigt werden können. Negative Affekte wie Alltagsstress, Ängste und Depressionen können Auslöser dafür sein. Erlangt der Betroffene in Folge der Schmerzäußerung einen sekundären Krankheitsgewinn, also durch vermehrt erlangte Aufmerksamkeit und Zuwendung, kann dies die chronische Schmerzwahrnehmung verstärken.
Pathophysiologie
Sowohl emotionale als auch kognitive Einflussfaktoren wirken modulierend auf das Schmerzempfinden. Wenn psychosoziale Belastungsfaktoren, die individuell nicht bewältigbar sind, über einen längeren Zeitraum persistieren, kommt es zu anhaltendem Disstress auf den Körper. Es folgt eine Senkung der Schmerzschwelle und eine verstärkte Schmerzwahrnehmung. In diesem Prozess der Schmerzverarbeitung spielt v.a. die Aktivierung von Amygdala, Hippocampus und vorderem Gyrus cinguli eine entscheidende Rolle.
Symptome
Meistens ist dem Betroffenen der Zusammenhang zwischen seelischer Belastung und zugrundeliegender Schmerzsymptomatik kaum bewusst. Der Schmerzcharakter kann vom Patienten oft gar nicht beschrieben werden. Der Schmerz ändert sich außerdem weder bei Belastung noch im Entspannungszustand.
Diagnose
Im Rahmen der Anamnese werden die Dauer, Häufigkeit, Art, Lokalisation und Stärke des Schmerzes abgeklärt. Mit Hilfe von Schmerzskalen kann der Patient die Schmerzintensität grob einstufen, was für die entsprechende Therapie relevant ist. Organische Ursachen müssen für die Diagnose eines psychogenen Schmerzsyndroms ausgeschlossen werden.
Therapie
Da das psychogene Schmerzsyndrom oftmals nicht auf Analgetika anspricht, ist eine rein medikamentöse Schmerztherapie wenig sinnvoll. Stattdessen sollte die Therapie auf einem multimodalen Konzept beruhen. Dabei können u.a. durch psychotherapeutische Gespräche mögliche Auslöser für zugrundeliegende psychische Konflikte ergründet und evaluiert werden. Weiterhin kann soziale Unterstützung den Verlauf positiv beeinflussen.
um diese Funktion zu nutzen.