Primärer Anstrengungskopfschmerz
Synonym: Primärer Kopfschmerz bei Anstrengung, benigner Anstrengungskopfschmerz
Englisch: Primary exercise headache
Definition
Der primäre Anstrengungskopfschmerz ist eine durch körperliche Anstrengung ausgelöste primäre Kopfschmerzform.
- ICD-10: G44.- Sonstige Kopfschmerzsyndrome
Ätiologie
Die Ursache ist aktuell (2019) noch ungeklärt.
Pathophysiologie
Bei dieser Erkrankung kann jede Form von körperlicher Anstrengung Kopfschmerzen auslösen. Typisch sind Aktivitäten wie Gewichtheben, Schwimmen oder Laufen.[1][2][3] Einige Untersucher vermuten, dass der Kopfschmerz vaskulären Ursprungs ist (Überdehnung der Venen oder Arterien). In neueren Studien konnte eine erhöhte Prävalenz einer Klappeninsuffizienz der inneren Jugularvenen gezeigt werden, die eine intrakranielle venöse Stauung verursacht. Die pathophysiologische Bedeutung und der genaue Mechanismus bleiben jedoch unklar.
Epidemiologie
Die Lebenszeitprävalenz wird auf 1 bis 12% geschätzt.[4][5] In 40% der Fällen besteht eine Komorbidität mit dem primärem Kopfschmerz bei sexueller Aktivität, in fast 50% der Fällen mit einer Migräne.[6].
Symptome
Der primäre Anstrengungskopfschmerz hat Merkmale, die teilweise der Migräne und dem Hustenkopfschmerz ähneln. Er hat meist pulsierenden Charakter, hält 5 Minuten bis 2 Tage an und ist häufig beidseits lokalisiert. Per definitionem tritt er nur während oder nach einer körperlichen Aktivität auf. Nach wenigen Tagen bis mehreren Jahren kommt es meist zur Spontanremission.[7]
Differenzialdiagnosen
Neben einer Migräne ist die wichtigste Differentialdiagnose des primären Anstrengungskopfschmerz der symptomatische (sekundäre) Anstrengungskopfschmerz. Er macht ungefähr einen Drittel der Fälle von Anstrengungskopfschmerz aus.[8] Insbesondere eine Subarachnoidalblutung, Gefäßdissektionen, Arnold-Chiari-Malformationen, intrakranielle Raumforderungen, Sinusitiden und ein reversibles zerebrales Vasokonstriktionssyndrom (RCVS) sollten augeschlossen werden. Schmerzen bei Angina pectoris können über vagale Afferenzen in den Kopf projiziert werden. Daher muss insbesondere bei Vorliegen von kardiovaskulären Risikofaktoren eine Koronare Herzerkrankung ausgeschlossen werden.
Diagnose
Die Diagnose kann bei typischen Symptomen und nach Ausschluss der Differenzialdiagnosen gestellt werden.
Therapie
Neben der Vermeidung stärkerer körperlicher Aktivität wird ein ausreichendes Aufwärmen vor sportlicher Tätigkeit empfohlen.[9] Hilfreich sollen regelmäßiges körperliches Training und ggf. eine Normalisierung des Körpergewichts sein. Falls nötig, ist Indometacin (25-150 mg pro Tag) Mittel der Wahl. Alternativen für die Prophylaxe sind Propranolol, Flunarizin und Ergotamin.
Literatur
- Suttorp N et al., Harrisons Innere Medizin. 19. Auflage. Berlin. ABW Wissenschaftsverlag; 2016
- IHS Classification ICHD-3, abgerufen am 18.06.2019
- Therapie seltener idiopathischer Kopfschmerzerkrankungen - Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft
Quellen
<references>
- ↑ Indo T, Takahashi A. Swimmer`s migraine. Headache 1990; 30: 485-7, abgerufen am 18.06.2019
- ↑ Massey EW. Effort headaches in runners Headache 1982; 22: 99, abgerufen am 18.06.2019
- ↑ Paulson GW. Weightlifters headache. Headache 1983; 23: 193-4., abgerufen am 18.06.2019
- ↑ Rasmussen BK, Olesen J. Symptomatic and nonsymptomatic headaches in a general population Neurology 1992; 42: 1225-31, abgerufen am 18.06.2019
- ↑ Sjaastad O, Bakketeig LS. Exertional headache.I. The Vaga study of headache epidemiology. Cephalalgia 2002b; 22: 784-90, abgerufen am 18.06.2019
- ↑ Sjaastad O, Bakketeig LS. Exertional headache.II. Clinical features Vaga study of headache epidemiology. Cephalalgia 2003; 23: 803-7, abgerufen am 18.06.2019
- ↑ Pascual J et al. Cough, exertional, and sexual headache. Neurology 1996; 46: 1520-4, abgerufen am 18.06.2019
- ↑ Sands GH et al. Exertional, and other miscellaneous headaches. Med Clin North Am 1991; 75: 733-47, abgerufen am 18.06.2019
- ↑ Lambert RW Jr, Burnet DL. Prevention of exercise induced migraine by quantitative warm-up. Headache 1985; 25: 317-9, abgerufen am 18.06.2019
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