Okklusionsprinzip nach Andrews
nach dem US-amerikanischen Kieferorthopäden Lawrence F. Andrews (1929–2024)
Definition
Das Okklusionsprinzip nach Andrews dient in der Kieferorthopädie als therapeutische Leitlinie, um ein stabiles, funktionelles und ästhetisches Gebiss zu gewährleisten.
Hintergrund
Das Okklusionsprinzip nach Andrews basiert auf seinen 1972 definierten "Sechs Schlüsseln der Okklusion" ("six keys of occlusion"). Diese Schlüssel beschreiben Merkmale, die während und nach der kieferorthopädischen Behandlung erreicht werden sollten, um eine ideale Zahnstellung und Verzahnung zu gewährleisten. Sie sind die Grundlage für das Design moderner kieferorthopädischer Brackets und die Planung einer funktionell und ästhetisch ausgerichteten kieferorthopädischen Therapie.
Die sechs Schlüssel sind:
- Molarenbeziehung: Die distale Fläche des ersten bleibenden Oberkiefermolaren liegt okklusal an der mesialen Fläche des zweiten Unterkiefermolaren. Dadurch entsteht eine Angle-Klasse-I-Relation.
- Okklusionskurven: Die sagittale Spee-Kurve und die transversale Wilson-Kurve sollen harmonisch verlaufen, um eine gleichmäßige Belastung und funktionelle Stabilität zu gewährleisten.
- Zahnrotation: Zähne sollten keine unerwünschten Rotationen aufweisen. Rotierte Zähne stören die Kontaktpunkte und verändern den Platzbedarf im Zahnbogen.
- Zahnneigung: Die Inklination der Kronen sollte ideal sein. Dazu gehören eine leichte labiale Neigung der unteren Frontzähne und eine linguale Neigung der oberen Frontzähne, wodurch Verzahnung und Führung optimiert werden.
- Zahnversatz bzw. "Tandemstellung" (engl. "spacing"): Die Kontaktpunkte der Zähne müssen lückenlos und ohne Enge vorliegen. Fehlkontakte oder Lücken beeinträchtigen Stabilität, Funktion sowie die parodontale Gesundheit.
- Okklusalkontakte: Je mehr Zähne in stabiler Okklusion Kontakt haben, desto besser ist die Kraftverteilung und Funktion.