Neuroinflammation
Englisch: neuroinflammation
Definition
Der Begriff Neuroinflammation beschreibt die Entzündung von Nervengewebe. Im engeren Sinn wird damit eine chronische Entzündung des zentralen Nervensystems bezeichnet, die durch residente Immunzellen und periphere Immunzellen, welche die Blut-Hirn-Schranke passieren, unterhalten wird.
Ätiologie
Die Ätiologie der Neuroinflammation ist komplex. Als auslösende Faktoren kommen u.a. in Frage:
Pathophysiologie
Ist die Blut-Hirn-Schranke durch einen oder mehrere der oben genannten Faktoren geschädigt, wird die Mikroglia aktiviert und periphere Immunzellen können die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Die Immunzellen setzen im ZNS dann verschiedene Entzündungsprozesse in Gang.
Relevanz bei neurodegenerativen Erkrankungen
Alzheimer-Krankheit
Man nimmt an, dass ein großer Teil der neurodegenerativen Veränderungen bei der Alzheimer-Krankheit durch neuroinflammatorische Prozesse verursacht wird. Bei vielen Patienten mit Alzheimer ließen sich post mortem vermehrt aktivierte Mikroglia im Gehirn auffinden. Studien im Bereich der Alzheimer-Forschung zeigen, dass die gehäufte Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) die klinische Erscheinung einer Alzheimer-Krankheit in späten Lebensjahren reduziert.
Morbus Parkinson
Neuroinflammation stellt bei der Progression des Morbus Parkinson gemäß der Braak-Hypothese eine der Hauptkomponenten dar. Sie führt zu degenerativen Veränderungen der Substantia nigra und in fortgeschrittenen Stadien der Hirnrinde.
Multiple Sklerose
Die multiple Sklerose ist die häufigste neurologische Erkrankung bei jungen Patienten. Sie ist gekennzeichnet durch Demyelinisierung und Neurodegeneration. Bei Patienten mit multipler Sklerose öffnen im Blut befindliche Zytokine die Blut-Hirn-Schranke partiell und ermöglichen peripheren Immunzellen die Migration in das zentrale Nervensystem. Diese peripheren Immunzellen produzieren im Gehirn Antikörper gegen die Myelinscheiden, wodurch die Leitungseffektivität der Neuronen verringert wird. Außerdem können T-Helfer-Zellen die Blut-Hirn-Schranke überwinden und die Myelinscheiden zusätzlich angreifen und die Leitungseffektivität zusätzlich verringern. Die aktivierte Mikroglia produziert weitere Zytokine, die zu einer progredienten Entzündung beitragen. Mehrere Studien zeigen, dass eine pharmakologische Supression der Mikroglia die Progredienz und Schwere der multiplen Sklerose vermindert kann.
Therapie
Pharmakologische Therapie
Die Neuroinflammation wird mit vielen neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht, wodurch ein starkes Interesse hinsichtlich valider Therapieoptionen besteht. Durch die Hemmung von Zytokinen lässt sich ein verminderter Neuronenverlust bei neurodegenerativen Erkrankungen beobachten. Bei der multiplen Sklerose verwendet man aktuell hauptsächlich Interferone, welche die Hemmung der Entwicklung von T-Helfer-Zellen induzieren. Bei der Alzheimer-Krankheit verringern NSAR die Entwicklung der Krankheit. Außerdem bietet sich bei diesen Patienten die Applikation von Glukokortikoiden an.
Bewegungstherapie
Bewegung stellt für viele neurodegenerative Erkrankungen einen wichtigen Präventionsfaktor dar. Aerobes Training wird häufig angewandt, um Entzündungsprozesse in der Peripherie zu unterdrücken. Außerdem unterdrückt Bewegung die Proliferation von Mikroglia im Gehirn.
um diese Funktion zu nutzen.