Müller-Zelle
nach dem Würzburger Anatomen Heinrich Müller (1820–1864)
Synonyme: Müllerzelle, Müller-Stützzelle
Englisch: Müller glia, Müller cell
Definition
Müller-Zellen sind die Gliazellen der Retina. Sie stellen nach Ansicht einiger Autoren eine Sonderform der Astrozyten dar.
Histologie
Neben den Neuronen sind die Müller-Zellen der zweithäufigste Zelltyp der Netzhaut. Es handelt sich um lang gestreckte Zellen, deren Zellkörper sich von der Membrana limitans interna bis zur Membrana limitans externa durch die gesamte Dicke der Retina zieht. Ihre Endfüßchen sind an der Bildung der beiden Grenzmembranen beteiligt. Der Zellkörper der Müller-Zellen ist zum Glaskörper hin etwas breiter, so dass sich im Längsschnitt die Form eines lang gestreckten Trichters ergibt, der sich zu den Photorezeptoren hin verjüngt.
Die Zellkerne der Müller-Zellen liegen zusammen mit den Perikarya der Bipolarzellen in der inneren Körnerschicht der Netzhaut.
Funktion
Gewebearchitektur
Die Müller-Zellen haben eine Stützfunktion. Sie stabilisieren den Ganglienzellverbund und die Synapsen der Netzhaut. Darüber hinaus spielen sie eine zentrale Rolle in der Histogenese der Netzhaut, in dem sie das Wachstum der Retina unterstützen und bei der Synaptogenese wahrscheinlich als Leitstruktur für die Ausbildung der Ganglienzellverbindungen dienen.
Stoffwechsel
Müller-Zellen versorgen die Ganglienzellen mit Nährstoffen und entfernen deren katabole Stoffwechselprodukte. Sie regulieren den pH-Wert und die Konzentration der Ionen im Extrazellulärraum. So nehmen sie z.B. Kaliumionen auf, welche die Bipolarzellen bei der Depolarisation in den Extrazellulärraum ausschütten und setzen sie bei Bedarf an anderer Stelle wieder frei ("Kalium-Siphoning").
Optik
Müller-Zellen dienen vermutlich als Lichtleiter, die das Licht in ihrem Zellinneren ohne signifikante Streuung von einem Zellpol zum anderen leiten. Auf diese Weise verbessern sie die Kontrastwahrnehmung.