Labia minora pudendi

In der aktuellen Terminologia Anatomica (2019) werden die kleinen Schamlippen als Labia minora vulvae bzw. kleine Vulvalippen bezeichnet.

Die kleinen Schamlippen schließen sich nach innen hin den äußeren großen Schamlippen (Labia majora pudendi) an. Sie begrenzen lateral den Scheidenvorhof (Vestibulum vaginae) bzw. den Scheideneingang (Introitus vaginae). Es handelt sich um dünne, an ihrer Außenseite stark pigmentierte Hautfalten, die im Mittel etwa 60 mm lang und 20 mm breit. Die Innenseiten sind schwächer pigmentiert.

Nahe ihrer kranialen Vereinigungstelle, der Commissura labiorum anterior, teilen sich die kleinen Schamlippen in je zwei kleinere Falten. Die lateral verlaufende Falte vereinigt sich mit ihrem kontralateralen Gegenpart zur Klitorisvorhaut (Praeputium clitoridis). Die medial verlaufende Falte läuft als Frenulum clitoridis zur Unterseite der Klitoris.

Kaudal vereinigen sich die kleinen Schamlippen zur Commissura labiorum posterior. Von dort zieht die Raphe perinei in anteroposteriorer Richtung in der Medianebene zum benachbarten Anus. Im kaudalen Drittel der kleinen Schamlippen sind die Glandulae vestibulares majores (Bartholin-Drüsen) und mehrere kleine Vorhofdrüsen eingebettet. Sie sorgen für die Befeuchtung des Scheidenvorhofes.

In stehender Körperposition können die kleinen Schamlippen vollständig durch die äußeren Schamlippen bedeckt sein, ragen jedoch häufig sichtbar aus diesen heraus.

Auf ihrer zum Vestibulum vaginae gewandten Innenseite sind die kleinen Schamlippen von einem mehrschichtigen unverhornten Plattenepithel bedeckt, das zahlreiche Talgdrüsen enthält. Außen tragen sie ein schwach verhorntes Plattenepithel. Zwischen den Epithelschichten befindet sich Bindegewebe mit einem hohen Anteil elastischer Fasern. Zwischen ihnen verzweigen sich Venennetze, die bei geschlechtlicher Erregung anschwellen.

Die Labia minora pudendi dienen dem Verschluß der Genitalöffnung. Bei sexueller Erregung füllen sie sich mit Blut und schwellen an. So können sie eine rötliche bis livide Färbung annehmen. Auch während einer Schwangerschaft kann es durch ein vermehrtes Blutvolumen und bessere Durchblutung zu einem Anschwellen und einer Verfärbung der Labia minora kommen.

Aus ästhetischen Gründen wird heute (2023) gelegentlich eine chirurgische Reduktion der kleinen Schamlippen vorgenommen (Schamlippenreduktion). Dadurch soll verhindert werden, dass die kleinen Schamlippen die großen Schamlippen überragen, was die Vulva optisch "verjüngt". Die Sinnhaftigkeit dieses Eingriffs ist - vor allem vor dem Hintergrund einer möglichen Narbenschrumpfung des Gewebes - umstritten.

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