Kreatin
Synonyme: Creatin, Methylglykozyamin
Englisch: creatine
Summenformel: C4H9N3O2
Definition
Kreatin ist eine niedermolekulare Substanz, die im Energiestoffwechsel als Phosphatgruppen-Überträger von Bedeutung ist.
Synthese
Primär wird Kreatin beim Menschen in Leber, Niere und teilweise im Pankreas aus Glycin, Arginin und Methionin synthetisiert. Der erste, reversible Schritt wird durch eine Transamidase (Glycin-Amidinotransferase) katalysiert und umfasst die Übertragung der Guanidinogruppe von Arginin auf Glycin. Im zweiten, irreversiblen Vorgang wird das entstandene Guanidinoacetat unter Katalyse einer Transmethylase zu Kreatin methyliert. Täglich werden ca. 1–2 g durch körpereigene Synthese gebildet.
siehe Hauptartikel: Kreatinsynthese
Funktion
Kreatin kann durch die Creatinkinase ATP-abhängig zu Kreatinphosphat transphosphoryliert werden. Dies geschieht hauptsächlich in Muskeln und im Gehirn. So dient Kreatinphosphat als kurzfristiger reversibler Energiespeicher in Belastungsituationen.
Kreatin wird zu Kreatinin metabolisiert und über die Nieren eliminiert (Kreatinin-Clearance).
Pharmakologie
Kreatin wird häufig hochdosiert in Form von Pulvern, Tabletten oder Brausen von Sportlern zur "Leistungssteigerung" der Muskulatur eingenommen. Einige Metaanalysen zeigen, dass Kreatin-Supplementation die maximale Kraft, Schnellkraft und Muskelmasse bei Kraftsportlern verbessern kann. Die Wirkung auf Verletzungsprävention ist nicht eindeutig belegt. Studien zur Verletzungsreduktion sind limitiert und oft nicht randomisiert.
Toxikologie
Bei gesunden Personen gibt es keine konsistenten Daten, die eine Nierenschädigung durch übliche Supplementation (bis 20 g/Tag kurzfristig, 3–5 g/Tag langfristig) bestätigen. Es wird vermutet, dass es bei dauerhafter Überdosierung zur Bildung von Nierensteinen kommen kann. Ferner weisen tierexperimentelle Studien auf mögliche Nieren- und Leberschäden bei dauerhafter Übersupplementierung hin.[1]
Für kritische Schwellwerte gibt es keine einheitlichen Angaben. In klinischen Studien bei gesunden Menschen hatte eine Dosis von 0,3 g/Tag bis 30 g/Tag für bis zu 5 Jahre keine nachteiligen Auswirkungen.[2]
Labormedizin
Die Supplementierung von Kreatin kann zu einer passageren Erhöhung des Serumkreatinins führen und dadurch eine eingeschränkte Nierenfunktion vortäuschen.[3]
Literatur
- Sharer et al., Laboratory diagnosis of creatine deficiency syndromes: a technical standard and guideline of the American College of Medical Genetics and Genomics, Genet Med, 2017
- Cordingley et al., Anti-Inflammatory and Anti-Catabolic Effects of Creatine Supplementation: A Brief Review, Nutrients, 2022
- Kreider et al., International Society of Sports Nutrition position stand: safety and efficacy of creatine supplementation in exercise, sport, and medicine, J Int Soc Sports Nutr, 2017
Quellen
- ↑ Souza RA, Miranda H, Xavier M, Lazo-Osorio RA, Gouvea HA, Cogo JC, Vieira RP, Ribeiro W. Effects of high-dose creatine supplementation on kidney and liver responses in sedentary and exercised rats. J Sports Sci Med. 2009 Dec 1;8(4):672-81. PMID: 24149610; PMCID: PMC3761536.
- ↑ [1] Kreider et al. International Society of Sports Nutrition position stand: safety and efficacy of creatine supplementation in exercise, sport, and medicine. J Int Soc Sports Nutr 14, 18. 2017
- ↑ Naeini, E.K., Eskandari, M., Mortazavi, M. et al. Effect of creatine supplementation on kidney function: a systematic review and meta-analysis. BMC Nephrol26, 622 (2025). https://doi.org/10.1186/s12882-025-04558-6