Gellé-Versuch
nach dem französischen Ohrenarzt Marie Ernest Gellé (1834–1923)
Synonyme: Gellé-Test
Englisch: Gellé test
Definition
Der Gellé-Versuch ist eine HNO-ärztliche Untersuchungsmethode, die man bei der Diagnostik einer Otosklerose einsetzt. Der Versuch überprüft, ob eine Steigbügelfixation am ovalen Fenster vorliegt.
Vorgehen
Zuerst wird ein Politzer-Ballon oder ein Siegel-Spekulum in den äußeren Gehörgang des zu untersuchenden Ohres eingeführt. Anschließend wird eine schwingende Stimmgabel auf das ipsilaterale Mastoid aufgesetzt und der Ballon komprimiert. Der erzeugte Überdruck des Ballons verursacht eine Versteifung der Gehörknöchelchen, wodurch die Schallleitung behindert wird. Gleichzeitig wird beim Gesunden der intralabyrinthäre Druck erhöht, was die Beweglichkeit der Basilarmembran einschränkt und die Schallempfindung des Innenohrs reduziert.
Interpretation
- Gellé-Versuch positiv: Sobald der Untersucher den Überdruck erzeugt, wird der Ton für den Patienten deutlich leiser. Sowohl die durch Luftleitung, als auch die durch Knochenleitung eintreffenden Schallwellen lösen eine geringere Schallwahrnehmung aus. Damit liegen physiologische Verhältnisse vor.
- Gellé-Versuch negativ: Die Stimmgabel wird vom Patienten auch unter Ballondruck etwa gleich laut wahrgenommen. Durch die Fixation der Steigbügelfußplatte bei Otosklerose ist lediglich die Luftleitung behindert. Die Knochenleitung bleibt unverändert, da der höhere Druck im Mittelohr nicht an das Innenohr weitergegeben wird.
Quelle
Dr. Manisha Sinha Budhiraja: Ent For Entrance Exam (2018); 3rd Edition