Funktionelle Selektivität
Englisch: functional selectivity, biased agonism
Definition
Unter funktioneller Selektivität versteht man das Phänomen, dass ein Ligand bei der Bindung an einen Rezeptor mit mehreren möglichen Signaltransduktionswegen bevorzugt einen Signalweg aktiviert.
Hintergrund
Funktionelle Selektivität wurde vor allem bei G-Protein-gekoppelten Rezeptoren wie Opioid- und 5-HT2-Rezeptoren sowie bei nukleären Hormonrezeptoren beobachtet. Sie ist jedoch prinzipiell an jedem Rezeptor möglich, der mindestens zwei Signalkaskaden aktiviert. Bei den Liganden handelt es sich meist um Agonisten, die im Gegensatz zu den Referenzliganden (z.B. endogene Hormone oder Peptide) den Rezeptor selektiv aktivieren. Es wird vermutet, dass die Bindung verschiedener Liganden zu unterschiedlichen Konformationen eines Rezeptorproteins führt, wodurch unterschiedliche Kaskaden aktiviert werden.
Klinik
Die Eigenschaft der funktionellen Selektivität ist vor allem in der Pharmakologie bei der Herstellung, Entwicklung und Anwendung von Arzneimitteln von großer Bedeutung. Wirkstoffe, die in der Lage sind, eine spezifische Teilkaskade einer Rezeptorantwort zu vermitteln, haben ein geringeres Nebenwirkungsprofil, oder werden eingesetzt, um eine maximale Wirkung zu vermeiden (z.B. Schmerztherapie).
Literatur
- Franco et al. The Old and New Visions of Biased Agonism Through the Prism of Adenosine Receptor Signaling and Receptor/Receptor and Receptor/Protein Interactions. Sec. Experimental Pharmacology and Drug Discovery. 11. 2020
- Kenakin. Biased agonism. F1000 Biol Rep. 1:87. 2009
- Andresen. A Pharmacological Primer of Biased Agonism. Endocr Metab Immune Disord Drug Targets 11(2):92-98. 2011
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