Fritz Perls
geb. 8. Juli 1893 in Berlin; gest. 14. Mai 1970 in Chicago
Definition
Friedrich Salomon Perls war ein deutscher Psychologe und Psychotherapeut. Er begründete zusammen mit seiner Frau Laura Perls, Paul Goodman, und Ralph Hefferline die Gestalttherapie.
Leben
1913 begann Perls mit einem Medizinstudium. Er promovierte 1921 und setzte seine Ausbildung fort, um Neuropsychiater zu werden. Die Krise in Deutschland zwang ihn schließlich nach Amerika auszuwandern; von dort kehrte er jedoch bereits 1924 wieder zurück. Er war unter anderem Lehrklient bei Wilhelm Reich und bei der Psychoanalytikerin Karen Horney. Ab 1926 war Perls als Assistent von Kurt Goldstein tätig und lernte so die Gestaltpsychologie kennen.
1930 heiratete er Laura Perls, ebenfalls eine Psychoanalytikerin. Als die Nationalsozialisten die Macht ergreifen, flüchtet Fritz Perls mit seiner Familie nach Südafrika. Dort gründet er zusammen mit seiner Frau das "South African Institute for Psychoanalysis". Seine Theorie zu dem "oralen Widerstand" führt schließlich zum Bruch mit den Psychoanalytikern. Das erste Buch der Perls erschien1941; "Das Ich, der Hunger und die Aggression" - die theoretische Grundlage der Gestalttherapie.
1946 emigrierten Lore und Fritz Perls in die USA. Dort entwickeln sie zusammen mit dem Schriftsteller und Pädagogen Paul Goodmann und dem Psychologen Ralph Hefferline die Gestalttherapie. 1952/53 werden Gestaltinstitute in New York und in Cleveland gegründet. Perls beginnt mit seiner Arbeit als Gestalttherapeut, studiert Zen in Japan und geht 1964 an das Esalen Istitut Big Sur/ Kalifornien. Er stirbt 1970 in Chicago.
Einflüsse
Beeinflusst durch das Werk von Wilhelm Reich, Otto Rank, die Studien von Kurt Goldstein und Kurt Lewin sowie die Psychoanalyse und die Gestaltpsychologie entwickelt Perls eine Psychotherapie, die das Gewahrsein der gegenwärtigen Gefühle und Empfindungen, der Verhaltensweisen und den Kontakt zu sich selbst und zu seiner Umwelt in den Mittelpunkt stellt.
Von den Gestaltpsychologen lernte Perls etwas über die starken organisatorischen Fähigkeiten, die der menschlichen Wahrnehmung zugrunde liegen. Deren grundlegendes Prinzip war das der organisierenden Wahrnehmung von Figur und Hintergrund. Perls erweiterte das Konzept über das Wahrnehmungsverhalten hinaus zu einer Analogie der Einheiten menschlicher Erfahrung.
Der Psychoanalytiker Otto Rank entdeckte, dass in dem was andere Therapeuten als Symptome bezeichneten, Kreativität enthalten war. Er bestand darauf, dass dieser kreative Akt mehr Annerkennung und Achtung verdiente. Respekt für die Kreativität des Patienten durchdrang auch Ranks Verständnis von der Natur der therapeutischen Beziehung. Er war einer der ersten, die die Wichtigkeit der Beziehung zwischen Therapeuten und Patienten betonten und beeinflusste damit maßgeblich Perls Verständnis des Kontaktes zwischen Klient und Therapeut.
Whilhelm Reich hingegen beschäftigte sich zeitlebens mit der Frage nach dem "Wie" des menschlichen Verhaltens. Dies führte zu einer Betrachtungsweise des Körpers als Ausdrucks- wie auch Zufluchtsort der Probleme und Erfahrungen des Individuums. Anders als Freud beschreibt Reichs Theorie die sensitive Natur des ganzen Körpers. Perls Arbeit führte diese Betrachtung des Körpers fort und fand in Gestik und Haltung Spuren vergangener Erfahrungen.
C. G. Jung, der Begründer der Analytischen Psychologie und zunächst ein Lieblingsschüler Freuds, betrachtete den Traum – anders als Freud - nicht als Versuch etwas zu verstecken, sondern vielmehr als Versuch etwas auszudrücken. Als einen kreativen Drang dessen Ziel Lösung und Integration ist. Jung betrachtete jedes Element des Traumes als einen Teil des Träumenden selbst. Perls erweiterte schließlich Jungs Auffassung vom Traum als Projektion, indem er die Träumenden Teile ihres Traums spielen ließ; er ermöglichte ihnen zurück zu gewinnen was sie vorher verleugnet hatten. Eine andere Annahme Jungs, die für die Gestalttherapie relevant ist, war sein Verständnis der Polaritäten, die der menschlichen Natur inhärent sind. Hier raus entwickelte Perls den Gebrauch des Dialogs und des leeren Stuhls.
Kurt Goldstein gehört zu den Begründern der Humanistischen Psychologie. Durch die von Goldstein entwickelte Theorie der Katastrophen-Reaktion entwickelte Perls das Konzept der Katastrophenerwartung. Hier wird das physische Trauma durch ein psychologisches ersetzt oder von diesem begleitet – und die Unfähigkeit zur Bewältigung kann durch den Widerwillen verursacht werden, sich problematischen Angelegenheiten zu stellen; zusätzlich zum- oder anstelle des tatsächlichen Unvermögens.