Sigmund Freud
Definition
Sigmund Freud oder vollständig Sigismund Schlomo Freud war Arzt und Tiefenpsychologe und wurde als der Begründer der Psychoanalyse bekannt. Er wurde am 6. Mai 1856 in Freiberg geboren und starb am 23. September 1939 in London.
Der Arzt
1881 promoviert Freud in Medizin und arbeitet anschließend bis 1885 im Labor für Gehirnanatomie eines Wiener Krankenhauses. In intensiven Forschungen befasst er sich mit der Droge Kokain. Nach ausgiebigen Selbstexperimenten erscheint seine Abhandlung „Über Coca".
Freud traf in dieser Zeit den Arzt Josef Breuer. Die gemeinsame Arbeit an dem Fall „Anna O.“ (alias Bertha Pappenheim), einer Patientin Breuers, führte zur Entwicklung der „Sprechtherapie“, einem ersten Schritt in Richtung Psychoanalyse. 1885 lernt Freud in Paris Jean-Martin Charcot kennen, Professor für pathologische Anatomie, und lernt von ihm etwas über Hysterie, Suggestion und Hypnose. 1885 habilitiert Freud und wird an der Universität Wien Privatdozent für Neuropathologie.
1886 lässt sich Freud als Arzt nieder. Sein Vortrag „Über männliche Hysterie“ stößt bei der „Gesellschaft der Ärzte“ auf Ablehnung.
1889 kommt Freud erstmals mit der posthypnotischen Suggestion in Kontakt. Er nimmt an Versuchen teil und schließt daraus auf ein "Unbewusstes" - etwas, das für einen großen Teil menschlicher Handlungen verantwortlich ist. 1922 erkrankt Freud an Gaumenkrebs und erliegt 1939 der Krankheit.
Die Psychoanalyse
Im Jahr 1896 spricht Freud zum ersten Mal von "Psychoanalyse". Breuer war es gelungen, die Symptome der Patientin Pappenheim aufzulösen, indem er sie die den Symptomen zugrunde liegenden Traumatisierungen spüren und - entgegen der "guten Erziehung" - aussprechen ließ. Verletzende Erlebnisse, Kränkungen, Empfindungen wie Ekel und Scham durften benannt werden.
Freud lässt seine Patienten fortan ihre persönlichen Gewalterfahrungen erforschen - ist jedoch zunächst fast nur auf Berichte sexueller Gewalt fixiert. Diesen Ansatz verwirft Freud schließlich und formulierte, der Ursprung psychischer Störungen seien die unkontrollierten und triebhaften Phantasien des Kindes gegenüber seinen Eltern. Er entwickelt nach einer Selbstanalyse erstmals die Theorie des "Ödipus-Komplex" - die unbewussten libidinösen Bindungen zur Mutter und die Rivalität zum Vater.
1899 erscheint Freuds Werk "Die Traumdeutung". Es folgt "Psychopathologie des Alltagslebens", "Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten" und "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie".
1902 wird Freud außerordentlicher Titular-Professor. Er gründet die Psychologische Mittwochs-Gesellschaft, aus der schließlich die Wiener Psychoanalytische Vereinigung hervorgeht. Mitglieder der Vereinigung sind unter anderem Wilhelm Stekel, Alfred Adler, Wilhelm Reich, Carl Gustav Jung, Otto Rank und Sándor Ferenczi.
1908 beruft Freud den "1. Psychoanalytischen Kongress" ein. 1910 gründet er die „Internationale Psychoanalytische Vereinigung".
Es, Ich, Über-Ich
Freud entwickelte die Technik der freien Assoziation. Die Äußerungen seiner Patienten analysierte er und legte sie deutend aus. Aus seinen Beobachtungen entwickelte er die Theorie der Psyche als einer dreiteiligen Struktur: das Es, das Ich und das Über-Ich.
Das Es
Das "Es" ist das unbewusste Element der Psyche. Es beherbergt den Trieb (Hunger, Sexualtrieb, Bedürfnisse und Affekte wie Hass, Liebe, Neid, Vertrauen).
Das Ich
Das "Ich" ist das Randgebiet des "Es". Es erlaubt selbstkritisches Denken und Fühlen und ermöglicht kritisch-rationale Normen und Werte. Es handelt lösungsorientiert und vermittelt zwischen dem Es und dem Über-Ich.
Das Über-Ich
Das Über-Ich repräsentiert aus der Umwelt verinnerlichte Normen, Ideale, Rollen und Wertvorstellungen. Es ist der Sitz des Gewissen und der moralischen Instanz. Das Über-Ich ist die Polarität des Es.
Demnach sind 90 % der Entscheidungen eines Menschen unbewusst - also lediglich die "Spitze des Eisberges" ist bewusst wahrnehmbar.