Extrakapsuläre Kataraktextraktion
Englisch: extracapsular cataract extraction
Definition
Die extrakapsuläre Kataraktextraktion, kurz ECCE, ist ein chirurgisches Verfahren zur Behandlung einer Katarakt. Dabei wird der getrübte Linsenkern entfernt, während der hintere Kapselsack der Linse erhalten bleibt. Diese Technik erlaubt die Implantation einer Hinterkammer-Intraokularlinse (PCIOL).
siehe auch: Kataraktoperation
Indikationen
Die Indikation zur Kataraktoperation besteht bei subjektiven Beschwerden durch den grauen Star. Die ECCE ist das Verfahren der Wahl, wenn eine Kunstlinse implantiert werden soll. Andernfalls kann auch eine intrakapsuläre Kataraktextraktion erfolgen.
Durchführung
Die Operation erfolgt in der Regel unter Lokalanästhesie, seltener auch unter retro- oder peribulbärer Anästhesie. Zur Durchführung der ECCE kommen folgende Techniken zum Einsatz:
- ECCE mit Phakoemulsifikation
- ECCE mit Expression des Kerns
- ECCE mit manueller Kleinschnitt-Kataraktchirurgie (MSICS)
ECCE mit Phakoemulsifikation
Diese Technik ist in der Regel das Verfahren der Wahl. Nach einem kleinen (bis zu 3 mm) kornealen Tunnelschnitt wird die vordere Kapsel eröffnet. Mittels ultraschall-basierter Phakoemulsifikation wird die Linse zerkleinert und abgesaugt. In den leeren Kapselsack wird eine Kunstlinse implantiert. Eine Naht ist nicht erforderlich.
ECCE mit Expression des Kerns
Durch einen Skleralschnitt oder einen limbalen Tunnel erfolgt die Eröffnung der vorderen Kapsel. Der Linsenkern wird anschließend als Ganzes aus dem Auge herausgespült oder durch leichte Massage (Druck-Gegendruck-Methode) exprimiert. Nach Implantation der Kunstlinse erfolgt ein Wundverschluss mittels Nähten.
Bei dieser Technik ist ein größerer Schnitt (6-9 mm) nötig. Sie wird bei fortgeschrittenen Erkrankungen mit sehr harten oder bruneszenten (bräunlich gefärbter "reifer" Star) Linsen angewendet, da die Phakoemulsifikation in diesen Fällen durch erhöhten Energiebedarf das Hornhautendothel schädigen könnte. Weitere Indikationen sind ein kleiner Pupillendurchmesser (< 3 mm) und Vorliegen eines Pseudoexfoliationssyndrom oder einer Phakodonesis. In Entwicklungsländern kommt die Technik aufgrund fehlender infrastruktureller und technischer Voraussetzungen häufiger zum Einsatz.
ECCE mit manueller Kleinschnitt-Kataraktchirurgie (MSICS)
Dieses Verfahren entspricht im Wesentlichen der ECCE mit Expression des Kerns. Allerdings wird bei dieser Technik ein sklerokornealer Tunnel geschaffen, der keinen Wundverschluss mittels Nähten erfordert.
Verfahren | Vorteile | Nachteile |
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Phakoemulsifikation |
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Expression des Kerns |
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MSICS |
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Komplikationen
Mögliche intra- und postoperative Komplikationen:
- Kapselruptur mit Glaskörperverlust
- Astigmatismus durch Nahtspannung
- Cystoidales Makulaödem
- Infektion (Endophthalmitis)
- Irisprolaps
- Wunddehiszenz
Nachsorge
- Kontrollen am 1. Tag, 7. Tag und nach 6 Wochen
- Visuskontrollen und ggf. selektive Nahtentfernung zur Astigmatismusreduktion
Literatur
- Mohanty, Preeti; Prasan, Vishnu Vahan1; Vivekanand, U.2,. Conventional extracapsular cataract extraction and its importance in the present day ophthalmic practice. Oman Journal of Ophthalmology 8(3):p 175-178, Sep–Dec 2015. | DOI: 10.4103/0974-620X.169906
- Grehn, Augenheilkunde, 31. Auflage, Springer, 2012
- Sachsenweger, Duale Reihe Augenheilkunde, 2. Auflage, Thieme 2003