Ethylglucuronid
Synonyme: EtG, ETG
Definition
Ethylglucuronid, kurz EtG, ist ein Derivat der Glucuronsäure und ein spezifischer Metabolit des Ethanols. Nach Alkoholkonsum verteilt sich Ethylglucuronid im Körper und wird als Biomarker zum Alkoholnachweis benutzt.
Chemie
Ethylglucuronid hat eine Molekülmasse von 222 g/mol. Bei Zimmertemperatur liegt es als farbloses Pulver vor. Der Schmelzpunkt beträgt 150 °C. EtG ist leicht löslich in Wasser und Methanol, nur schwer löslich in Ethanol und Diethylether.
Physiologie
Ethylglucuronid wird im Körper ausschließlich aus Ethanol als direkter Alkoholmetabolit gebildet, endogene EtG-Spiegel existieren nicht. Die nichtoxidative Elimination des Ethanols mit aktivierter Glucuronsäure (Uridin-5´-diphospho-ß-glucuronsäure) macht ca. 0,5 % der gesamten Ethanolelimination aus. Die terminale Eliminationshalbwertszeit beträgt 2-3 Stunden. Die maximale EtG-Konzentration wird 3-10 Stunden nach Alkoholkonsum erreicht.
Im Haar kann Ethylglucuronid für einen retrospektiven Beobachtungszeitraum von bis zu 3 Monaten bestimmt werden. Die Nachweisdauer beträgt im Serum 2 Tage, im Urin ca. 3-4 Tage. Im Vergleich dazu ist der direkte Nachweis von Alkohol nur ca. 5 bis 7 Stunden nach Einnahme möglich.
Labormedizin
Dieser Laborparameter wird gern im Vorfeld einer Lebertransplantation zu regelmäßigen Kontrollen der Alkoholabstinenz genutzt, um die Compliance des Patienten zu überprüfen. Dabei gibt die Höhe des Wertes jedoch keinerlei Aufschluss über die Trinkmenge und den genauen Zeitpunkt des Konsums.
Material
Für die Untersuchung werden 10 ml Spontanurin oder 1 ml Serum benötigt. Im Blut ist die Nachweiszeit jedoch deutlich kürzer, weshalb die Analytik aus Urin besser geeignet ist.
Die Durchführung einer Analyse nach fraglichem Alkoholkonsum ist bis zu 18 h im Serum und bis zu 36 h im Urin sinnvoll. Bei forensischen, juristischen bzw. gutachterlichen Fragestellungen sollte die Uringewinnung zur Vermeidung von Manipulationen grundsätzlich unter Aufsicht erfolgen.
Methode
Die quantitative Bestimmung erfolgt mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC/MS) als Trimethylsilylether (Fragmente: 160,261,405) mit d5-Ethylglucuronid als internem Standard. Als Ergebnis erhält man Kreatinin-bezogene EtG-Werte, um eine Urinverdünnung bei hoher Trinkmenge in manipulativer Absicht ausschließen zu können.
Referenzbereich
Spezimen | Ergebnis | Interpretation |
---|---|---|
Urin | < 0,1 mg/l | kein Anhalt für Alkoholkonsum |
> 0,1 mg/l | Hinweis für Alkoholkonsum in den letzten 3(-4) Tagen | |
Serum | < 0,1 mg/l | kein Anhalt für Alkoholkonsum |
> 0,1 mg/l | Hinweis für Alkoholkonsum in den letzten 36 Stunden |
Interpretation
Ein positiver EtG-Befund ist beweisend für einen Alkoholkonsum einige Stunden vor der Probennahme. Hohe EtG-Konzentrationen werden nur durch hohe Alkoholdosen aufgebaut. In Trinkversuchen wurden EtG-Konzentrationen über 5 mg/l Serum nur bei einer Alkoholbelastung über 1,6 ‰ erreicht.
Quellen
Laborlexikon.de; abgerufen am 28.02.2021
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