Cobb-Winkel
nach John Robert Cobb (1903-1967), US-amerikanischer Chirurg und Orthopäde
Definition
Der Cobb-Winkel dient der Messung einer Wirbelsäulenverkrümmung in der Frontal- oder Sagittalebene.
Bestimmung
Man identifiziert zuerst in der Sagittalebene die Neutralwirbel (Wirbel am Wendepunkt) am kranialen und kaudalen Ende der zu messenden Krümmung. Nun zieht man eine Verlängerungslinie der Oberkante des kranialen und der Unterkante des kaudalen Neutralwirbels. Dort wo sie diese beiden Linien schneiden, kann man links bzw. rechts den Cobb-Winkel ablesen.
Da bei wenig ausgeprägten Skoliosen diese Linien weit über das Röntgenbild hinausragen würden, kann man auch jeweils das Lot (90°) der Verlängerungslinien einzeichnen. Dort wo sich die beiden Lotlinien schneiden, kann man dann oben bzw. unten ebenfalls den Cobb-Winkel messen.
Anwendung
Die Stärke einer durch Skoliose hervorgerufenen Wirbelsäulenverkrümmung lässt sich anhand eines Röntgenbildes in der Frontalebene feststellen. Die hierdurch feststellbaren Normabweichungen werden in Grad (°) angegeben und je nach Ausmaß einem bestimmten Therapiekonzept zugeordnet:
- Seitliche Abweichungen von unter 10° bedürfen keiner Behandlung.
- Ab einer Ausbiegung der Wirbelsäule von 10° spricht man von einer Skoliose.
- Bei einem Befund ab 20° sollte orthopädisch interveniert werden, da ansonsten mit einem Fortschreiten der Erkrankung zu rechnen ist. Zu den Maßnahmen bei diesem Schweregrad gehört insbesondere die Krankengymnastik
- Liegt die Ausbiegung bei Werten oberhalb von 25°, ist das Tragen eines Korsetts angezeigt.
- Ab etwa 50° sollte eine chirurgische Intervention erfolgen.
Mittlerweile wird der Cobb-Winkel nicht nur bei Skoliosen verwendet, sondern auch bei traumatisch bedingten Wirbelsäulenfehlstellungen in der Sagittalebene. Hier wird der Winkel wie folgt gemessen: Die Oberkante des Wirbels oberhalb der Fraktur und die Unterkante des Wirbels unterhalb der Fraktur werden verlängert. Am Schnittpunkt der beiden Tangenten wird der Winkel gemessen.
Der Cobb-Winkel ist die Methode der Wahl zur Messung der posttraumatischen Kyphose.