Brugada-Kriterien
nach den spanischen Kardiologen Pedro (*1952) und Josep (*1958) Brugada
Definition
Als Brugada Kriterien bezeichnet man bestimmte EKG-Merkmale, die bei einer Breitkomplextachykardie zur Unterscheidung zwischen ventrikulärer Tachykardie (VT) und supraventrikulärer Tachykardie (SVT) mit aberranter Leitung dienen.
Abgrenzung
Die Kriterien sollten nicht mit dem Brugada-Syndrom, einer angeborenen Ionenkanalerkrankung, verwechselt werden.
Einteilung
Klassische Brugada-Kriterien
Die klassischen Brugada-Kriterien prüfen vier Hauptpunkte. Ist eines dieser Kriterien erfüllt, spricht dies mit hoher Spezifität für eine ventrikuläre Tachykardie.
- Kein RS-Komplex (RSR zählen nicht!) in irgendeiner Brustwandableitung
- RS-Intervall (Beginn R bis Nadir S) > 100 ms in einer Brustwandableitung
- AV-Dissoziation
- Klassische VT-Kriterien sowohl in V1 und V2, als auch in V6
Modifizierte Brugada-Kriterien
Die modifizierten Brugada-Kriterien (Vereckei-Algorithmus) ergänzen die klassischen Kriterien um die Analyse der initialen und terminalen Aktivierungszeit im QRS-Komplex (v(i)/v(t)), was die diagnostische Genauigkeit für eine VT erhöht.
- Initiale R-Zacke in aVR → VT
- Initiale R- oder Q-Zacke > 40 ms in aVR → VT
- Kerbe im absteigenden Schenkel eines überwiegend negativen QRS-Komplexes → VT
- Vi/Vt ≤1 → VT (sonst SVT) (Vi/t = Amplitude der initialen/terminalen 40 ms des QRS-Komplexes in aVR)
Quellen
- Brugada P et al.; A new approach to the differential diagnosis of a regular tachycardia with a wide QRS complex; CirculationVolume 83, Issue 5May 1991
- SmartEKG; Breitkomplextachykardie; Version vom 4. Mai 2023
- Vereckei A et al.; Application of a new algorithm in the differential diagnosis of wide QRS complex tachycardia. Eur Heart J. 2007 Mar;28(5):589-600. doi: 10.1093/eurheartj/ehl473. Epub 2007 Feb 1. PMID: 17272358.