Bologna-Kriterien
1. Definition
Die Bologna-Kriterien sind eine Merkmalsliste für die Reproduktionsmedizin, die 2011 von der ESHRE definiert wurde. Sie standardisieren die Definition einer geringen ovariellen Reaktion (POR) auf die Stimulation mit Gonadotropinen, um eine evidenzbasierte Behandlung der betroffenen Frauen zu gewährleisten.
2. Aufbau
Die Bologna-Kriterien beinhalten drei Punkte, von den mindestens zwei erfüllt sein müssen:
- fortgeschrittenes Alter (≥ 40 Jahre) oder andere Risikofaktoren für eine POR
- ein vorangegangener Stimulationszyklus mit wenigen Eizellen bei der Punktion (≤ 3)
- ein verminderter antraler Follikel-Count (AFC) mit < 5–7 Follikeln oder ein AMH von weniger als 0,5–1,1 ng/ml.
3. Kritik
Die Praktikabilität der Bologna-Kriterien wird immer wieder angezweifelt. Als Gründe dafür werden genannt, dass Frauen, welche die Bologna-Kriterien erfüllen, verschiedene Subpopulationen mit unterschiedlichen Ausgangsmerkmalen und unbekannter klinischer Prognose umfassen. Auch die Grenze für das Alter und die Anzahl der gewonnenen Eizellen sowie die fehlende Berücksichtigung der Eizellqualität werden immer wieder diskutiert.
4. Literatur
- Ferraretti AP, et al. (ESHRE working group on Poor Ovarian Response Definition): ESHRE consensus on the definition of ‹poor response› to ovarian stimulation for in vitro fertilization: the Bologna criteria. Hum Reprod. 2011 Jul;26(7):1616-1624.
- Younis JS, et al. The Bologna criteria for poor ovarian response: a contemporary critical appraisal. J Ovarian Res. 2015 Nov 17;8:76.