Barr-Körper
nach dem kanadischen Genetiker Murray Barr (1908 bis 1995)
Synonyme: Barr-Chromatinkörper, Geschlechtschromatin, Sexchromatin, X-Chromatin
Englisch: Barr body
Definition
Als Barr-Körper bezeichnet man die am Rande des Zellkerns gelegene, hochkondensierte DNA-Struktur, die sich mit Feulgen-Reagens oder anderen DNA-Farbstoffen anfärben lässt.
Physiologie
Alle diploiden "weiblichen" Zellen weisen als 23. Chromosom das X-Chromosom doppelt auf. Aus Gründen der Dosiskompensation X-chromosomaler Genprodukte wird jeweils eines dieser Chromosomen zufällig inaktiviert, so dass nur noch ein transkriptionaktives Geschlechtschromosom verbleibt. Die Inaktivierung eines der beiden X-Chromosomen wird im Englischen auch als "Lyonization" bezeichnet.
siehe auch: Lyon-Hypothese, X-Inaktivierung
Das inaktive Chromosom erscheint daher nach DNA-Färbungen im Lichtmikroskop als dichte Struktur am Rande des Zellkerns.
Medizinische Bedeutung
Barr-Körper kommen in vielen Zellen vor, beispielsweise in Epithelzellen der Mund-, Nasen- und Vaginalschleimhaut, in Zellen des Amnions oder in Fibroblasten. Durch Abstrich oder Punktion gewonnene Zellen können daher nach Feulgenfärbung zur Geschlechtsdiagnostik herangezogen werden. Diese Diagnostik kommt beispielsweise in der Forensik oder in der Diagnostik von Intersextypen zur Anwendung.
- Anmerkung: Da nicht in allen weiblichen Zellen Geschlechtschromatin zu erkennen ist, müssen bei einer Geschlechtsanalyse mindestens 50 Barr-Körper aufgesucht und registriert werden, um falsch negative Aussagen zu minimieren.
Pathophysiologische Anmerkung
Bei genetischen Erkrankungen, die auf eine unphysiologische Menge an X-Chromosomen zurückzuführen sind (beispielsweise Klinefelter-Syndrom oder Triple-X-Syndrom), werden alle bis auf ein X-Gonosom als Barr-Körper inaktiviert. Diese Tatsache macht man dafür verantwortlich, dass die Symptomatik bei diesen Erkrankungen vergleichsweise milde ist.
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