Ohrmuschel (Veterinärmedizin)
Synonym: Auricula, Pinna
Englisch: auricle
Definition
Als Ohrmuschel bezeichnet man in der Veterinärmedizin den im Gegensatz zum Menschen frei beweglichen Schallauffangtrichter des Gehörorganes.
Anatomie
Morphologie
Der Aufbau und die Form der tierischen Ohrmuschel weicht stark von der menschlichen Ohrmuschel ab.
Die Grundlage der Ohrmuschel bildet der elastische Muschelknorpel (Cartilago auriculae), der dem Ohr das rasse- und arttypische Aussehen verleiht. Er bedingt die Form und Steifheit der Ohrmuschel. Die konvexe Außenseite der Auricula wird auch Ohrrücken (Dorsum auriculae), die konkave Innenseite auch Tütenhöhle (Scapha) genannt. Der freie Rand der Scapha wird als Helix bezeichnet. Es können ein medialer bzw. vorderer und ein lateraler bzw. hinterer Ohrmuschelrand unterschieden werden, die an der Ohrspitze (Apex auriculae) ineinander übergehen. Der Hohlraum der Ohrmuschel, das Cavum conchae, setzt sich in den äußeren Gehörgang (Meatus acusticus externus) fort. Die knorpelige Grundlage des äußeren Gehörgangs wird von der Fortsetzung des Muschelknorpels und dem selbstständigen Cartilago anularis (Küraß-Knorpel) gebildet.
Zum Grund der Ohrmuschel hin gehen der vordere und hintere Muschelrand ineinander über und bilden den ventralen Tütenwinkel. Am vorderen und hinteren Muschelrand wird die Haut durch unterschiedlich geformte Knorpelplatten (Tragus bzw. Antitragus) unterlagert. Bei Hund, Schwein und Pferd zweigt sich der Antitragus in einen medialen und lateralen Ast auf. Zwischen Tragus und Antitragus befindet sich eine unterschiedlich tiefe Inzisur, die Incisura intertragica.
Die Muschelhaut ist je nach Tierart und Rasse unterschiedlich stark behaart. An der Innenseite der Ohrmuschel sind unterschiedlich lange, grobe Schutzhaare (Tragi) ausgebildet, die dem Eindringen von Fremdkörpern in den äußeren Gehörgang entgegenwirken.
Funktion
Beide Ohrmuscheln können durch eine Gruppe von Ohrmuschelmuskeln präzise und unabhängig voneinander bewegt und in verschiedenen Richtungen positioniert werden. Dadurch ist bei den Haussäugetieren im Gegensatz zum Menschen eine sehr genaue Schallortung ohne Kopfbewegung möglich.
Zusätzlich trägt die Ohrmuschel - abhängig von ihrer Position - zur mimischen Ausdrucksweise dar und dient so der Kommunikation zwischen Artgenossen und artfremden Tieren (z. B. angelegte Ohren als Zeichen von Aggression beim Pferd).
Quellen
- Salomon FV, Geyer H, Uwe G. 2008. Anatomie für die Tiermedizin. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1075-1
- Nickel R, Schummer A, Seiferle E. 2003. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere, Band IV: Nervensystem. 4., unveränderte Auflage. Stuttgart: Parey in MSV Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4150-2
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