Anthranoid
Definition
Als Anthranoide werden vorwiegend pflanzliche Inhaltstoffe bezeichnet, deren gemeinsames Strukturmerkmal das 1,8-Dihydroxyanthron, ein Anthracenderivat, ist. Die Substanzklasse ist heterogen hinsichtlich ihrer pharmakologischen Eigenschaften.
Verteter
Zu den Anthranoiden zählen folgende Gruppen:
Letztere sind die einzige nicht-glykosidische Gruppe.
Anwendungen
Laxantien
Zahlreiche Anthranoide gehören zu den stimulierenden Laxantien und haben eine "darmirritierende" Wirkung. Hierbei steht pharmazeutisch die abführende Wirkung zur Behandlung von Obstipation im Vordergrund. Als Abführmittel sollen sie aufgrund unerwünschter Wirkungen nur kurzfristig verwendet werden.
Allgemein finden vor allem sich Anthranoide mit folgenden Wirkungen:
- abführend (Prodrugs)
- antidepressiv: Hypericin
- antiarthrotisch: Rhein, Diacerein
- zytotoxisch: Mitoxantron
Farbstoffe
Der Farbstoff Alizarin ist ein Anthrachinonderivat und wird in der Medizin als Indikator im thermoregulatorischen Schweißtest und als histologisches Färbemittel verwendet.
Pharmakologie
Anthranoid-Laxantien sollten als reine Anthranoidglykoside oder gereinigte Präparate, die auf einen bestimmten Glykosidgehalt eingestellt sind, verwendet werden. Die hydrophilen Glykoside werden unverändert bis zum Kolon transportiert. Dort werden die Zucker der Glykoside durch Darmbakterien abgespalten und die entstandenen Aglyka, also die Nicht-Zucker-Komponenten, zu den eigentlich wirksamen Anthronen reduziert. Pflanzenextrakte, die zusätzlich freie Aglyka enthalten, sollten nicht verwendet werden, da diese bereits im Dünndarm resorbiert werden und so zu systemischen Nebenwirkungen führen können.
Die Wirkung setzt nach einer Latenzzeit von etwa 6-9 Stunden ein.
Indikationen
- Vorwiegend zur kurzfristigen Behandlung einer Verstopfung
- Darmentleerung
- Einige: Arthrose und andere Autoimmunerkrankungen; Malignome
Vorkommen
Laxierend wirksame Anthranoide finden sich unter anderem im Sennesblättern (Senna), Aloesaft (Aloe vera) und Rhabarberwurzeln. Hypericin ist ein Inhaltsstoff des Johanniskrauts. Mitoxantron ist ein synthetisches Anthrazyklinderivat.[1]
Quellen
- ↑ Freissmuth, Offermanns & Böhm: Pharmakologie & Toxikologie - von den molekularen Grundlagen zur Pharmakotherapie, Springer Verl., Heidelberg: 2012.
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