Narkosegerät
Synonym: Anästhesiegerät
Englisch: anaesthetic machine, anesthesia machine
Definition
Das Narkosegerät, auch Anästhesiegerät genannt, ist ein Teil des Narkosearbeitsplatzes während einer Anästhesie.
Geräte
Narkosegeräte sind am Markt in unterschiedlichen Ausführungen und verschiedenen Preiskategorien von verschiedenen Herstellern verfügbar.
Prinzip
Der Anästhesist verabreicht mithilfe des Narkosegeräts dem Patienten dosiert Inhalationsanästhetika und Sauerstoff, um die Narkose aufrecht zu erhalten. Moderne Narkosegeräte können zusätzlich als Atemmonitor eingesetzt werden, um eine manuelle Beatmung durchführen zu können.
Gleichzeitig lassen sich über verschiedene Apparate und Monitore alle für die Anästhesie relevanten Parameter messen und ablesen (z.B. Kapnometrie).
Aufbau
Das Narkosegerät setzt sich aus einem Geräteteil und einem Patiententeil zusammen. Der Geräteteil besteht aus jenen Abschnitten, die keinen direkten Kontakt mit dem Patienten sowie dessen Ausatemluft haben. Zum Patiententeil hingegen gehören alle Teile des Atemsystems, die dem Frischgaszufluss (Mischgasausgang) nachgeschaltet sind.
Geräteteil
Der Geräteteil kann anhand der vorherrschenden Druckverhältnisse wiederum in drei Anteile gegliedert werden:
- Hochdrucksystem: Sauerstoffversorgung (zentral oder über Sauerstoffflaschen)
- Mitteldrucksystem: Sauerstoff-Flush bzw. -Bypass
- Niederdrucksystem: Verdampfer und Flowmeter
Hochdrucksystem
Zum Hochdrucksystem gehören einerseits die Sauerstoffquelle, andererseits das Manometer und ein Reduzierventil. Die Sauerstoffquelle stellt entweder eine zentrale Sauerstoffversorgung dar oder wird von Sauerstoffflaschen bzw. -zylindern gestellt. Abhängig von der Sauerstoffquelle liegt das zuströmende Gas in Form von Hochdruck (bei der Sauerstoffflasche in der Regel 200 bar, ablesbar am Manometer) vor. Mithilfe des Reduzierventils wird der Druck auf den nötigen Mitteldruck (zwischen 3,5 und 5,5 bar) gesenkt.
Mitteldrucksystem
Das kurze Mitteldrucksystem (ca. 5 bar Druck) wird vom Sauerstoff-Flush oder -Bypass gebildet. Der Sauerstoff-Flush kann mittels Knopfdruck aktiviert werden, um als Sicherheitsvorkehrung in Notsituationen reinen Sauerstoff unter Umgehung des Verdampfers und Flowmeters in den Patiententeil zu leiten. Da der Sauerstoff-Flush zum Mitteldrucksystem gehört, sollte dieser nur in Ausnahmefällen betätigt werden. Zusätzlich ist vor Betätigung des Bypasses der Patient vom System abzuschließen, um ein versehentliches Barotrauma der Lunge zu vermeiden.
Niederdrucksystem
Das Niederdrucksystem setzt sich aus dem Verdampfer und dem Flowmeter zusammen. Beide Anteile arbeiten im Niederdruckbereich von ca. 1 bar (knapp oberhalb des atmosphärischen Drucks). Damit die unter Standardbedingungen in flüssiger Form vorliegenden Anästhetika zur Inhalation verabreicht werden können, müssen sie verdampft (in Gasform überführt) werden. Bei den Verdampfern kann man zwischen zwei Arten unterscheiden:
Das Flowmeter (Rotameter) regelt den Gasfluss des Trägergases (z.B. Sauerstoff). Im Flowmeter fließt das Gas durch ein konisches Rohr und bewegt den darin enthaltenen vertikal beweglichen Schwebekörper (abhängig vom Massenstrom) auf und ab. Jedes einzele Flowmeter am Narkosegerät ist für ein bestimmtes Trägergas (z.B. Sauerstoff, Luft oder Lachgas) kalibriert.
Patiententeil
Der Patiententeil des Narkosegeräts besteht aus allen Anteilen, die sich zwischen Frischgaszufluss und Patienten befinden. Der Abschnitt setzt sich entweder aus einem Nichtrückatmungssystem oder aus einem Rückatmungssystem zusammen. Beide Systeme können anhand des Aufbaus wiederum in zwei Untersysteme gegliedert werden. Beim Nichtrückatmungssystem unterscheidet man offene oder halboffene Systeme, während man beim Rückatmungssystem zwischen halbgeschlossenen und geschlossenen Systemen unterscheidet. Abhängig vom gewählten System setzen sich die einzelnen Bestandteile des Patiententeils unterschiedlich zusammen.
Am Patiententeil können somit (abhängig vom verwendeten System) ein Inspirations- sowie ein Exspirationsventil (gewährleisten als Richtungsventile den korrekten Gasfluss), ein Überdruckventil (sichert vor Überdruck), ein Atembeutel (Fassungsvermögen ca. 6-faches Tidalvolumen), Atemkalk, ein Y-Stück sowie diverse Atemschläuche zwischengeschaltet sein.
Literatur
- Eva Eberspächer-Schweda. 2017. MemoVet, AnästhesieSkills, Perioperatives Management bei Klein-, Heim- und Großtieren. Stuttgart: Schattauer-Verlag. ISBN: 978-3-7945-3055-7
- Klinische Abteilung für Anästhesiologie und perioperative Intensivmedizin. Das Anästhesiegerät. Vetmeduni Vienna.