Angeborene Glykosylierungsstörung
Synonym: Kongenitale Glykosylierungsstörung, CDG
Englisch: congenital disorder of glycosylation
Definition
Angeborene Glykosylierungsstörungen sind eine Gruppe von Krankheiten, die durch Störungen in der Anheftung bzw. im Aufbau von Kohlenhydratseitenketten an Proteine verursacht werden. Sie zählen zu den wenigen Stoffwechselstörungen, die morphologische Auffälligkeiten bei Neugeborenen verursachen können.
Biochemie
Erst durch die sog. posttranslationelle Modifizierung erhalten ein großer Teil der Proteine ihre vollständige Funktionsfähigkeit. Treten hier also Störungen von Enzymen bzw. Proteinen auf, die für die Anheftung bzw. den Aufbau von Kohlenhydratseitenketten notwendig sind, entstehen Krankheiten, die zur Gruppe der congential disorders of glycosylation (CDG) zusammengefasst werden.
Die N-Glykosylierung an ein Stickstoffatom von Asparagin oder Arginin ist dabei am häufigsten betroffen. Bis heute (2015) wurden in etwa 30 verschiedene Enzymdefekte der N-Glykosylierung von Proteinen identifiziert.
Genetische Störungen der O-Glykosylierung (an die OH-Gruppe von Aminosäuren) konnten als Auslöser einzelner schwerer neuromuskulärer Multisystemerkrankungen identifiziert werden, z.B. das Walker-Warburg-Syndrom.
Klinische Merkmale
Entsprechend der großen Vielfalt an verschiedenen Funktionen der Glykoproteine im Organismus, ist auch das Spektrum der CDG-bedingten klinischen Symptome weitreichend. Die Symptome können alle Organsysteme betreffen.
In den meisten Fällen bestehen deutliche psychomotorische Entwicklungsstörungen, zusammen mit neurologischen Auffälligkeiten. Funktionelle Merkmale wie etwa Gerinnungsstörungen und endokrine oder gastrointestinale Störungen stellen ebenfalls keine Seltenheit dar.
Diagnose
Die CDG-Diagnose erfolgt vorwiegend über die Analyse der glykosylierten Isoformen des Transferrins im Serum. Eine anschließende enzymatische oder molekulargenetische Untersuchung bestätigt den Verdacht.
Bei Kindern mit ungeklärter Multisystemerkrankung und morphologischen Auffälligkeiten sollte die Untersuchung der Transferrin-Glykoformen im Zuge des einfachen und kostengünstigen Screeningtests veranlasst werden.
Therapie
In der Regel erfolgt die Therapie symptomatisch. Ausnahme stellt hier CDG Ib dar, das sich durch die orale Gabe von Mannose behandeln lässt.
Literatur
- "Basiswissen Humangenetik" - Christian P. Schaaf, J. Zschocke, Springer-Verlag, 2. Auflage