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Skoliose

Synonyme: Scoliosis, Wirbelsäulenverkrümmung
Englisch: scoliosis

1. Definition

Unter einer Skoliose versteht man eine Seitabweichung der Wirbelsäule von der Längsachse mit Rotation der Wirbelkörper um die Längsachse und Torsion der Wirbelkörper (Verschieben der Deck- und Grundplatten gegeneinander) - begleitet von strukturellen Verformungen der Wirbelkörper.

2. Ursachen

2.1. Idiopathische Skoliosen

Etwa 90 % der Skoliosen sind idiopathisch. Ein Erklärungsmodell führt diese Skoliosen auf ein ungleichmäßiges Wachstum der Rückenmuskulatur und der Wirbelkörper zurück. Idiopathische Skoliosen treten häufig bei Mädchen auf, insbesondere kurz vor und während der Pubertät. Je nach Zeitpunkt der Entstehung wird in Säuglingsskoliose, Infantile Skoliose, Juvenile Skoliose und Adoleszentenskoliose unterschieden.

2.2. Sekundäre Skoliosen

Etwa 10 % der Skoliosen lassen sich auf andere Erkrankungen zurückführen. Die drei Hauptgruppen dieser Skoliosen sind die osteopathischen Skoliosen, myopathischen Skoliosen und neuropathischen Skoliosen, z.B. bei Poliomyelitis, Neurofibromatose, Zerebralparese oder posttraumatischen Lähmungen.

3. Symptome

Subjektive Beschwerden bestehen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter eher selten. Ärztliche Konsultationen erfolgen eher aufgrund eines Schulterschiefstandes oder z.B. eines Rippenbuckels. Erst bei einer stark ausgeprägten Skoliose kommt es zu vielseitigen Beschwerden durch eingeengte Brust- oder Bauchorgane (z.B. Dyspnoe). In besonders schweren Fällen können sich über die Zeit die typischen Beschwerden eines Cor pulmonale entwickeln.

Ab dem dritten oder vierten Lebensjahrzehnt kommt es auch bei leichteren Skoliosen oft zu Rückenschmerzen nach längerem Stehen oder Sitzen. Die Schmerzen sind typischerweise unterhalb der Hauptkrümmung lokalisiert und strahlen nach lateral aus.

Darüber hinaus treten Muskelverspannungen und degenerative Veränderungen der Zwischenwirbelscheiben mit entsprechenden weiteren Folgebeschwerden auf. Durch Druck auf die Spinal- oder Interkostalnerven kann es auf Dauer auf zu Neuralgien und ggf. zu Sensibilitätstörungen und Paresen kommen.

4. Diagnostik

4.1. Klinische Untersuchung

Die Seitabweichung der Wirbelsäule verursacht eine Rotation der Wirbelkörper. Die Dornfortsätze stehen nicht lotrecht. Auf der konvexen Seite kommt es zu einem Rippenbuckel nach dorsal. Diesem entspricht ventral eine Brustkorbabflachung. Im Bereich der konkaven Seite der Krümmung befindet sich die Abflachung hingegen dorsal und die Vorwölbung ventral.

Im Falle einer stark ausgeprägten Skoliose können die kompensatorischen Krümmungen den Körper trotz allem nicht immer im Lot halten. Die Folge ist ein seitlicher Überhang.

Lumbal ziehen die starken Processi transversi die paravertebrale Muskulatur mit sich. So entsteht im Bereich der Hauptkrümmung auf der konvexen Seite häufig ein Lendenwulst.

Gemäß der Krümmung der Brustwirbelsäule kommt es auch zu einem Beckenschiefstand und zu einer Verlagerung des Schultergürtels. Auf der konvexen Seite der Krümmung steht die Schulter dann tiefer, auf der konkaven höher.

Bei ausgeprägter Skoliose können die Kyphose im Bereich der Brustwirbelsäule und die Lordose der Lendenwirbelsäule in ihrem Ausmaß deutlich verringert sein. Die Seitneigung des Rumpfes ist nicht seitengleich.

Neben der Inspektion kann eine Messung der Thoraxexkursion vorgenommen werden. In diesem Rahmen wird auch die Vitalkapazität bestimmt, um etwaige Einengungen der Organe und damit verbundene Funktionsstörungen frühzeitig feststellen zu können.

5. Therapie

Die Behandlung ist nur im Wachstumsalter möglich. Je nach Schweregrad erfolgt eine konsequente, meist jahrelange krankengymnastische Behandlung unter ständiger Röntgenkontrolle (1x/Jahr - nur stehende Aufnahmen). Zusätzlich kann ein geeignetes Korsett zur Unterstützung eingesetzt werden.

In schwerwiegenden Fällen kann die Implantation einer vertikalen expandierbaren Titanrippenprothese (VEPTR) erfolgen. Hierbei wird ein verlängerbarer, gebogener Titanstab zwischen 2 Rippen oder zwischen einer Rippe und dem Darmbeinkamm fixiert und schrittweise verlängert. Auf diese Weise kann während des Wachstums der Skoliose entgegengewirkt bzw. diese ausgeglichen werden.

Bei Nichtbehandlung kommt es zu einer Progredienz von bis zu 7° Neigung pro Jahr.

Stichworte: GK2, M41
Fachgebiete: Orthopädie

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27.09.2024, 18:26
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