Seromukotympanon
Synonym: Seromukotympanum, Paukenerguss
Englisch: secretory otitis media, serous otitis media
Definition
Unter einem Seromukotympanon versteht man eine Sekretansammlung in der Paukenhöhle (Cavum tympani), die durch eine Umwandlung der Paukenhöhlenschleimhaut in ein aktiv sekretorisches Epithel bedingt ist.
Epidemiologie
Man beobachtet die Erkrankung vor allem bei Kindern im Schulalter, insbesondere bei Kindern mit einer Gaumenspalte. Sie tritt häufig beidseits auf. Der Altersgipfel liegt bei etwa 6 Jahren.
Ätiopathogenese
Ein Seromukotympanon ist in der Regel durch einen persistierenden Verschluss der Tuba auditiva mit Unterdruck in der Paukenhöhle, seltener durch gering virulente katarrhalische Prozesse im Mittelohr bedingt. Aber auch eine Allergie kann zum Seromukotympanon führen. Beim Seromukotympanon wandelt sich die Schleimhaut der Paukenhöhle in ein aktiv sekretorisches Epithel um.
Das Sekret ist zunächst von serös-schleimiger Konsistenz und wird im Laufe der Zeit so viskös, das es weder abtransportiert noch resorbiert werden kann.
Wegen der leimartigen Substanz wird es im Englischen auch "glue ear" bezeichnet
Klinik
Die betroffenen Patienten klagen über ein Druckgefühl im Ohr sowie über eine Verschlechterung des Hörvermögens.
Komplikationen
Wenn die Erkrankung nicht behandelt wird, sind eine Tympanosklerose sowie die Entwicklung von Adhäsivprozessen möglich. Des Weiteren können Störungen der Sprachentwicklung auftreten.
Diagnostik
In der Otoskopie ist das Trommelfell häufig leicht vorgewölbt, die Transparenz ist aufgehoben. Weiterhin lässt sich eine radiäre Gefäßinjektion beobachten.
Bei einem einseitigen Seromukotympanon zeigt sich beim Weber-Versuch eine Lateralisation in das kranke Ohr. Im Audiogramm kann eine Schallleitungsschwerhörigkeit festgestellt werden. Das Tympanogramm ergibt einen flachen Verlauf der Kurve.
Therapie
Die Erkrankung wird zunächst konservativ mit abschwellenden Nasentropfen, Wärme, Mukolytika und durch Tubendurchblasungen behandelt.
Bei einer Allergie sollte eine strikte Allergenkarenz eingehalten und eine antiallergische Therapie (z.B. mit Antihistaminika) durchgeführt werden.
Die Durchführung einer Parazentese und das Absaugen des Sekretes sind weitere Therapieoptionen.
Häufig wird heutzutage auch eine Paukendrainage durchgeführt. Dabei werden kleine kragenkopfähnliche Kunststoff- oder Metall-Röhrchen in das Trommelfell eingesetzt, die über eine Belüftung der Paukenhöhlenschleimhaut zur Trockenlegung führen. In der Regel verbleiben die Röhrchen über mehrere Monate im Trommelfell und stoßen sich nach einiger Zeit alleine in den äußeren Gehörgang ab. Das Trommelfell schließt sich wieder und es verbleiben keine Löcher. In manchen Fällen muss die Einlage der Röhrchen wiederholt durchgeführt werden, bis es zur vollständigen Abheilung des Seromukotympanons gekommen ist.
Wenn eine Paukendrainage durchgeführt worden ist, sollte auf tiefes Tauchen beim Schwimmen verzichtet werden, solange sich die Röhrchen im Trommelfell befinden.
Bei einer Vergrößerung der Rachenmandeln wird eine Adenotomie durchgeführt.