Schlafstörung
Synonyme: Asomnie, Agrypnie (obsolet)
Englisch: sleep disorder
Definition
Schlafstörungen sind subjektiv empfundene oder objektiv beobachtete Abweichungen vom normalen Schlaf.
Einteilung
Man kann Schlafstörungen in primäre und sekundäre Schlafstörungen unterteilen.
Primäre Schlafstörung
Die primären Schlafstörungen treten ohne zugrunde liegende Erkrankung auf. Sie lassen sich weiter unterteilen in:
Dyssomnien
Unter Dyssomnien versteht man Ein- und Durchschlafstörungen oder eine übermäßige Schläfrigkeit:
- Insomnie (und Hyposomnie): Häufigste Art der Schlafstörungen. Sie bedeuten Schlaflosigkeit oder zu wenig Schlaf. Häufig tritt eine Einschlafstörung auf, manchmal auch eine kombinierte Ein- und Durchschlafstörung ggf. mit morgendlichem Früherwachen.
- Hypersomnie: Die Hypersomnie zeigt sich durch Schläfrigkeit am Tage und Schlafanfälle, die sich nicht durch nächtlichen Schlafmangel erklären lassen.
- zirkardiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen: z.B. bei Schichtarbeitern oder Personen mit häufigen Fernreisen über die Zeitzonen hinweg (Jetlag). Hier tritt häufig eine Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus auf, der mit einer vermehrten Schläfrigkeit über den Tag und einer Schlaflosigkeit zur normalen Schlafenszeit einhergeht.
Parasomnien
Parasomnien sind schlafbegleitende Störungen, die den Schlaf beeinträchtigen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Somnambulismus: Wird auch als Schlafwandeln bezeichnet. Meist sind Jugendliche betroffen. Sie verlassen das Bett und manchmal auch das Haus ohne am nächsten Tag eine Erinnerung daran zu haben.
- Pavor nocturnus: Eng mit dem Somnambulismus zusammenhängend wird der Pavor nocturnus auch als eine Extremform des Schlafwandelns betrachtet. Im ersten Nachtdrittel kommt es zu einer Angstattacke, man erwacht aus dem Schlaf und hat keine Erinnerung an den Grund der Angst.
- Albtraum: Albträume sind ein sehr lebhaftes, angsterfülltes Traumerleben. Albträume treten meist im letzten Drittel des Schlafes auf, im Gegensatz zum Pavor nocturnus besteht keine Amnesie.
Schlafbezogene Atmungsstörungen
Zu den schlafbezogenen Atmungssstörungen zählen u.a.:
- obstruktive Schlafapnoesyndrome
- zentrale Schlafapnoesyndrome
- schlafbezogene Hypoventilation (z.B. Undine-Syndrom)
Schlafbezogene Bewegungsstörungen
Als schlafbezogene Bewegungsstörung werden beispielsweise folgende Krankheiten bezeichnet:
Sekundäre Schlafstörungen
Bei den sekundären Schlafstörungen liegt eine andere organische oder psychiatrische Erkrankung zugrunde, z.B. eine Depression oder eine Angststörung.
siehe auch: International Classification of Sleep Disorders (ICSD)
Diagnostik
Sehr wichtig ist eine ausführliche Anamneseerhebung mit schlafbezogener Exploration. Hierbei sollte vor allem auf psychische Auffälligkeiten geachtet werden, denn häufig sind Schlafstörungen psychoreaktiv. Als Hilfestellung bieten sich Schlaffragebögen und Schlaftagebücher an, die der Patient ausfüllen soll.
Differenzialdiagnose
Bei der Diagnostik sollte man organische Ursachen ausschließen. Hier kommen unter anderem folgende Erkrankungen in Frage:
- Schlafapnoesyndrom
- Asthma bronchiale
- Inkontinenz
- Restless-Legs-Syndrom
- Pruritus
Außerdem können Schlafstörungen auch pharmakogene Ursachen haben:
- Drogen, insbesondere Stimulanzien
- Diuretika
- Kaffee, Tee (Koffein)
Therapie
Liegt eine Ursache vor, sollte diese natürlich behandelt werden.
Ist dies nicht der Fall, sollte primär eine Aufklärung im Vordergrund stehen. Der Patient sollte über die physiologischen Grundlagen des Schlafes aufgeklärt werden, wie z.B. die Schlafdauer. Auch eine Beratung über Schlafhygiene sollte ein wichtiger Bestandteil eines Gesprächs sein.
Störende Faktoren sollten beseitigt werden. Die Heizung im Schlafzimmer sollte aus sein bzw. vor dem Schlafen sollte noch einmal gut durchgelüftet werden, damit eine entsprechende Raumtemperatur herrscht. Außerdem sollte es im Schlafzimmer ruhig sein. Ein schlechter Schläfer sollte sich nur zum Schlafen ins Bett legen, denn so kann der Körper eine Verbindung zwischen Bett und Schlaf herstellen.
Vor dem Schlafen sollte man Alkohol, Nikotin und Koffein vermeiden. Außerdem hilft körperliche Betätigung am Tage.
Häufig helfen auch psychotherapeutische Verfahren und Entspannungsübungen.
Eine Einnahme von Hypnotika (z.B. Benzodiazepine) sollte nur notfalls erfolgen und auch nur unregelmäßig und bei Bedarf, da es zur Gewöhnung oder Abhängigkeit kommen kann.
Bei leichten Schlafstörungen können auch Baldrianextrakte eingesetzt werden.
Ein weiterer Ansatz ist die Therapie mit medizinischem Cannabis zur Behandlung chronischer Schlafstörungen. Die Wirksamkeit wurde allerdings bisher (2021) nur anhand einer kleinen Patientenkohorte ermittelt.[1]