Obstruktives Schlafapnoesyndrom
Abkürzung: OSAS
Definition
Ätiologie
Kinder
Bei Kindern wird ein obstruktives Schlafapnoesyndrom am häufigsten durch eine Hyperplasie der Rachen- oder Gaumenmandel verursacht. Häufigste Ursache ist die Verlegung der oberen Atemwege durch
- vergrößerte adenoide Vegetationen, die sog. kindlichen Polypen.
- vergrößerte Tonsillen (Tonsillenhyperplasie), z.B. "kissing tonsils"
Erwachsene
Auch das adulte OSAS entsteht durch Einengungen im Bereich der oberen Atemwege, z.B. durch:
- Übergewicht (80 % der Betroffenen, siehe auch: Pickwick-Syndrom)
- vergrößerte Tonsillen (Tonsillenhyperplasie)
- verbogene Nasenscheidewand (Septumdeviation)
- vergrößerte Nasenmuscheln
- vergrößertes Zäpfchen (Uvula)
- Kieferfehlstellungen (Retrognathie)
Symptome
Häufige Symptome des OSAS sind:
- Schnarchen
- Mundatmung
- Husten (durch ausgetrocknete Schleimhaut)
- eingeschränkte Hörfähigkeit (meist: Schallleitungsschwerhörigkeit)
Bei Kindern kann zusätzlich eine eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit (Hyperaktivität) auftreten.
Pathophysiologie
Durch eine Verlegung des Rachens im Schlaf wird der Atemfluss beeinträchtigt. Er kann vermindert, aber auch ganz aufgehoben sein, was einem Atemstillstand (Apnoe) gleichkommt. Solche Ereignisse können sich sehr häufig pro Stunde Schlafzeit ereignen. Ab 10 Ereignissen pro Stunde Schlafzeit spricht man von einer Schlafapnoe. Ein einzelnes Ereignis muss dabei mindestens 10 Sekunden lang sein.
Die Apnoe beim obstruktiven Schlafapnoesyndrom ist also eine Atempause, die durch einen Verschluss der oberen Atemwege hervorgerufen wird. Gleichzeitig bleibt die Atemtätigkeit erhalten - die Atemmuskulatur betreibt also vergebliche Atembewegungen. Der Körper reagiert mit einer Weckreaktion (Arousal), die zur Wiederaufnahme der Atmung führt, da im Wachen die Muskelspannung den Rachen wieder aufspannt. Über ständige Weckreaktionen wird der Schlaf zerstückelt, der Anteil des Tiefschlafs und des Traumschlafs nimmt ab und kann sogar gegen Null tendieren. Man spricht von einer Schlaffragmentation. Dieser Schlaf ist nicht mehr erholsam, was wiederum zu einer erheblichen Einschlafneigung tagsüber führt.
Therapie
Bei Kindern führt die Adenotomie ("Polypenentfernung") und/oder Tonsillektomie in der Regel zu einer Rückbildung der genannten Beschwerden.
Bei Erwachsenen kommen aufgrund der komplexeren Ätiologie verschiedene Behandlungsmaßnahmen zum Einsatz:
- Die CPAP-Therapie über Nasenmaske ist die Standardtherapie. Sie stellt im Grunde eine "Schienung" der oberen Atemwege dar. Bei höheren Drücken, beispielsweise über 10 cm H2O, ist eine BIPAP-Therapie notwendig.
- Verhinderung der Rückenlage durch eine Spezialweste oder ein Kissen im Rücken. Dieses einfache und preiswerte Verfahren kann alleine oder in Kombination mit CPAP-Therapie Patienten mit Körperlage-betontem obstruktiven Schlafapnoesyndrom helfen.
- Unterkieferprotrusionsgeräte (z.B. Esmarch-Schiene) vergrößern der Rachenraum, diese Methode wird vom Zahnarzt oder Kieferchirurgen angewandt. Hierdurch ist eine Therapie bei geringgradigem obstruktiven Schlafapnoesyndrom möglich
- Uvulovelopharyngoplastik (UVPP) mittels Laser oder konventionell hilft nur in einzelnen Fällen bei obstruktivem Schlafapnoesyndrom. Die Indikation muss genau gestellt werden.
- Verbesserung der Nasenatmung durch Septumplastik oder Conchotomie
- Implantation eines Zungenschrittmachers (nächtliche atemabhängige Stimulation des Nervus hypoglossus) bei unzureichender Toleranz/Therapieadhärenz der CPAP-Therapie
Als begleitende Maßnahmen kommen in Betracht:
- Gewichtsreduktion (BMI), am besten durch Ernährungsumstellung
- Schlafhygiene
- Sport und Bewegung
- Zungenmuskel-Training
- keinen Alkohol unmittelbar vor der Bettruhe
- keine schweren Mahlzeiten vor der Bettruhe
- Umstellung insbesondere von Schlafmitteln unter ärztlicher Aufsicht
Literatur
- Therapieoptionen der obstruktiven Schlafapnoe zmk aktuell, Allgemeine Zahnheilkunde, abgerufen am 14.04.2022, 17:21
- Die Nacht gehört dem Zungenschrittmacher, DocCheck News, abgerufen am 17.10.2024
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