Basalganglien
Synonyme: Nuclei basales, Stammganglien
Englisch: basal ganglia
Definition
Bei den Basalganglien handelt es sich um eine Gruppe von Kerngebieten des Großhirnmarklagers. Gemeinsam mit Anteilen des Di- und Mesencephalons bilden sie ein neuronales Netzwerk, das insbesondere die Auswahl und das Ausmaß von Bewegungsmustern reguliert. Sie erfüllen jedoch neben motorischen auch kognitive und limbische Funktionen.
Hintergrund
Die historisch bedingte Zuordnung der Basalganglien zum extrapyramidalmotorischen System (EPMS) wurde verlassen, da Basalganglien auch an der Regulation der über die Pyramidenbahn vermittelten Motorik beteiligt sind.[1]
Einteilung
Zu den Basalganglien im engeren anatomischen Sinne gehören
- Nucleus caudatus (Schweifkern)
- Putamen
- Globus pallidus (Pallidum)
Funktionell den Basalganglien zugehörig sind außerdem die folgenden Kerngebiete:
Claustrum und Corpus amygdaloideum gehören entwicklungsgeschichtlich betrachtet ebenfalls zu den Basalganglien. Sie haben jedoch keine funktionelle Beziehung zu den anderen Basalganglien und werden deshalb nach neuerer Ansicht nicht mehr dazu gezählt.
Zuordnungen
Nucleus caudatus und Putamen werden unter dem Begriff Striatum zusammengefasst, wobei beide Kerngebiete eine funktionelle und ontogenetische Einheit darstellen.[2] Beide Anteile werden erst durch das Einwachsen der Capsula interna voneinander getrennt, wobei streifenförmige (lat. stria) Brücken grauer Substanz zwischen ihnen verbleiben.
Die gemeinsame Bezeichnung von Putamen und Globus pallidus als Nucleus lentiformis (Linsenkern) ist historisch-anatomischen Ursprungs und spiegelt keine funktionelle oder ontogenetische Zusammengehörigkeit wider.[2]
Globus pallidus medialis und die Pars reticularis der Substantia nigra bilden zusammen den Pallidum-mediale-Komplex, die wichtigste Ausgangsstation des Basalgangliensystems.
Der Globus pallidus, der Nucleus subthalamicus und die Zona reticularis der Substantia nigra gehören entwicklungsgeschichtlich zum Diencephalon, werden aber im Rahmen der Hirnentwicklung ins Großhirnmarklager verdrängt. Wegen ihrer funktionellen Zugehörigkeit werden sie, ebenso wie die Substantia nigra, zu den Basalganglien gezählt. Die Zona compacta der Substantia nigra gehört entwicklungsgeschichtlich zum Mesencephalon.
Funktion
Hauptfunktion der Basalganglien ist die Auswahl von angemessenen Bewegungsmustern und die Kontrolle des Bewegungsausmaßes. Hierfür sind sie in einem Regelkreis zusammengeschlossen (Basalganglienschleife), der vor allem auf den Thalamus einwirkt und geplante Bewegungen entweder verstärkt oder inhibiert.
Die Basalganglien sind dabei in einen größeren, der Handlungsausführung dienenden Regelkreis eingebunden, der vom Cortex ausgeht und über die Basalganglien und den Thalamus wieder zum Cortex (Frontallappen) zurückläuft.
Klinik
Schädigungen der Basalganglien führen zu Dystonie und Hypo- oder Hyperkinese. Zu neurologischen Auffälligkeiten, die mit Funktionsstörungen der Basalganglien einhergehen, gehören:
- Parkinson-Syndrome (ab 50 % Verlust der Substantia nigra)
- Parkinson-Krankheit, Multisystematrophie (MSA), Hallervorden-Spatz-Syndrom (HSS)
- Dystonie-Syndrome
- Choreatische Syndrome
- PANS (Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome) bzw. PANDAS (Pediatric Autoimmune Neuropsychiatric Disorders Associated with Streptococcal Infections)
- ADHS
- Tic-Störungen