Allogene Stammzelltransplantation
Definition
Bei der allogenen Stammzelltransplantation handelt es sich um eine Form der Stammzelltransplantation (SZT), die bei malignen hämatologischen Erkrankungen zum Einsatz kommt.
Im Gegensatz zur autologen Stammzelltransplantation werden Blutstammzellen von einem Spender zu einem Empfänger übertragen (Spender und Empfänger sind hierbei nicht dieselbe Person).
Prinzip
Zum einen wird durch die Übertragung gesunder hämatopoetischer Zellen die Regeneration der Blutbildung nach einer aggressiven Chemotherapie bzw. Bestrahlung ermöglicht. Zum anderen richten sich die immunkompetenten Zellen des Spenders gegen die entarteten Zellen der malignen Grunderkrankung des Empfängers und tragen so zum kurativen Effekt der Behandlung bei (Graft-versus-Leukemia-Reaktion).
siehe auch: Stammzelltransplantation
Material
Folgende Materialien eignen sich als Quelle für hämatopoetische Stammzellen:
Vorteile | Nachteile | |
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Knochenmark |
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Peripheres Blut |
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Nabelschnurblut |
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Die Festlegung der jeweils genutzten Entnahmequelle ist immer eine individuelle Entscheidung, in die viele verschiedene Faktoren – wie z.B. die Verfügbarkeit, die Art der Transplantation und Konditionierungstherapie (s.u.), das Alter und die Grunderkrankung des Patienten – einfließen.
Vorgehen
Voraussetzung für eine allogene SZT ist ein gewebekompatibler Spender (Major Histocompatibility Complex/HLA-Übereinstimmung). Am besten sind meist Geschwister geeignet, da hier eine Wahrscheinlichkeit von 25 % für eine komplette Übereinstimmung aller relevanten HLA-Merkmale besteht. Es kommen jedoch auch Fremdspender in Betracht. In seltenen Fällen ist auch eine Transplantation von haploidenten Stammzellen möglich. Haploident bedeutet, dass eine Übereinstimmung von 50 % der HLA-Merkmale vorliegt, wie es zwischen Eltern und Kindern der Fall ist.
Die Therapie kann mit oder ohne myeloablative Therapie (Konditionierungstherapie) durchgeführt werden.
...mit myeloablativer Therapie
Bevor eine allogene Transplantation durchgeführt wird, werden die hämatopoetischen Stammzellen des Patienten meist komplett durch Chemotherapie bzw. Bestrahlung zerstört. Daraufhin werden anschließend HLA-identisch die neuen Stammzellen transplantiert. Die HLA-Übereinstimmung ist wichtig, um eine Abstoßung bzw. Graft-versus-Host-Reaktion zu verhindern.
...ohne myeloablative Therapie
Neuerdings werden vor allem ältere Patienten und Patienten mit Vorerkrankungen zum Teil auch ohne eine vorausgehende myeloablative Therapie transplantiert. In dem Fall erhalten sie eine dosisreduzierte Form der Konditionierung. Durch diese neuen Konditionierungsschemata rechnet man stärker damit, dass die transplantierten Stammzellen und Leukozyten des Spenders die Leukämiezellen des Empfängers angreifen und vernichten. Rezidive einer Leukämie können mit Infusionen von Spenderlymphozyten behandelt werden.
Vorteil der nicht-ablativen Transplantation ist die geringere therapieassoziierte Mortalität (15 % statt 30 % bei der ablativen Transplantation). Nachteil ist die höhere Rate der Transplantatabstoßungen (15 %, bei der ablativen Transplanation tritt praktisch keine Abstoßung auf).
siehe auch: Stammzelltransplantation
Nutzenbewertung
Nach einem Beschluss des G-BA von 2024 ist die allogene Stammzelltransplantation mit In-vitro-Aufbereitung des Transplantats zur Therapie einer ALL oder AML nur noch in Ausnahmefällen eine Leistung der Gesetzlichen Krankenkasse (GKV). Der Nutzen dieser Behandlungsmethode konnte durch aktuelle Studien nicht belegt werden. Die vom G-BA für diese Methode festgelegten Maßnahmen zur Qualitätssicherung wurden aufgehoben; die darauf abzielenden Kontrollen des Medizinischen Dienstes wurden gestrichen.[1]
Quellen
- ↑ Allogene Stammzelltransplantation mit In-vitro-Aufbereitung des Transplantats bei akuten Leukämien bei Erwachsenen ist nur noch im Ausnahmefall Leistung der GKV. G-BA 25.11.2024, abgerufen am 25.11.2024