Distale Myopathie: Unterschied zwischen den Versionen

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'''''Englisch''': distal myopathy''


== Definition ==
== Definition ==
Distale Myopathien sind eine [[Heterogen|heterogene]] Gruppe erblich bedingter Erkrankungen, die durch eine fortschreitende [[Muskelschwäche]] der oberen und unteren [[Extremitätenmuskulatur|Extremitäten]] gekennzeichnet sind.
'''Distale Myopathien''' sind eine [[Heterogen|heterogene]] Gruppe [[erblich]] bedingter [[Muskelerkrankung|Muskelerkrankungen]], die durch eine fortschreitende [[Muskelschwäche]] der oberen und unteren [[Extremitätenmuskulatur|Extremitäten]] gekennzeichnet sind.


== Arten ==
== Hintergrund ==
Während die [[Nonaka-Myopathie]] und die [[Miyoshi-Myopathie]] [[autosomal]]-[[rezessiv]] vererbt werden, folgen die [[Welander-Myopathie]], die [[Udd/Markesbery-Griggs-Myopathie]], die [[Distale Myopathie mit Stimmbandschwäche]] und die [[Laing-Myopathie]] einem [[autosomal]]-[[Dominant|dominanten]] Erbgang.
Ursprünglich wurden distale Myopathien in 7 verschiedene Formen eingeteilt. Mithilfe [[Molekulargenetische Untersuchung|molekulargenetischer]] Methoden wurden inzwischen jedoch mehr als 20 verschiedene [[Mutation|Mutationen]] gefunden, die Auslöser einer distalen Myopathie sind und die Klassifikation entsprechend angepasst.
 
== Einteilung ==
Abhängig vom [[Manifestationsalter]] und der zugrundeliegenden Mutation werden distale Myopathien wie folgt klassifiziert:
{| class="wikitable"
| rowspan="7" valign="top" |Late adult-onset [[autosomal-dominant]]
|[[Distale Myopathie Typ Welander]]
|-
|[[Tibiale Muskeldystrophie]] (TMD, Udd-Myopathie)
|-
|[[Distale Myotilinopathie]]
|-
|[[ZASPopathie]] (Markesbery-Griggs)
|-
|[[MATR3-assoziierte Myopathie]]
|-
|[[Distale Myopathie durch VCP-Genmutation]]
|-
|[[Alpha-B crystalline-mutated distale Myopathie]]
|-
| rowspan="6" valign="top" |Adult-onset autosomal-dominant
|[[Desminopathie]]
|-
|[[Distale ABD-Filaminopathie]]
|-
|[[Finnish MPD3]]
|-
|[[Italian 19p13-linked distal myopathy]]
|-
|[[US-Polish family]]
|-
|[[Okulopharyngeale distale Myopathie]]
|-
| rowspan="2" valign="top" |[[Early-onset]] autosomal-dominant
|[[Distale Myopathie Typ Laing]] (MPD1)
|-
|[[KLHL9-abhängige distale Myopathie]]
|-
| valign="top" | Early-onset [[autosomal-rezessiv]]
|[[Distale Nebulin-Myopathie]]
|-
| rowspan="4" valign="top" |Early adult-onset autosomal-rezessiv
|[[Miyoshi-Myopathie]] (MM)
|-
|[[Distale Anoctaminopathie]]
|-
|[[Distale Myopathie mit Rimmed Vacuolen]] (DMRV)
|-
|[[Okulopharyngeale distale Myopathie]]
|-
| valign="top" |Adult-onset autosomal-rezessiv
|[[Calf myopathy non-DYSF/ANO5]]
|}


== Klinik ==
== Klinik ==
Die Miyoshi-Myopathie zeichnet sich durch stark erhöhte [[Creatinkinase|Serum-CK-Spiegel]] und typische Anzeichen einer Muskeldystrophie aus, während andere distale Myopathien meist normale oder nur leicht erhöhte CK-Spiegel aufweisen. Ein gemeinsames pathologisches Merkmal dieser [[Myopathie|Myopathien]] sind die sogenannten umrandeten ("rimmed") [[Vakuole|Vakuolen]].  
Distale Myopathien sind initial durch eine Schwäche der distalen [[Extremitätenmuskulatur]] ohne wesentliche Beteiligung der [[Proximal|proximalen]] Muskulatur sowie der [[Gesichtsmuskulatur|Gesichts]]- und [[Rumpfmuskulatur]] gekennzeichnet. Im Krankheitsverlauf können diese Muskeln jedoch ebenfalls betroffen sein.
 
Abhängig von der Form der distalen Myopathie unterscheiden sich die Verteilungsmuster der jeweiligen [[Parese|Paresen]] und der Krankheitsverlauf.  


== Diagnostik ==
== Diagnostik ==
Die Identifizierung von Mutationen im Dysferlin-Gen (Miyoshi-Myopathie), GNE-Gen (Nonaka-Myopathie) und TTN-Gen (Udd/Markesbery-Griggs-Myopathie) hat die Klassifizierung dieser Erkrankungen erheblich erleichtert.
Die [[Verdachtsdiagnose]] ergibt sich anhand des klinischen Bildes mit der typischen Verteilung der betroffenen Muskulatur. Zur Abgrenzung von [[Neurogen|neurogenen]] Erkrankungen können eine [[Elektromyographie|EMG]], eine [[Neurographie]] sowie eine [[MRT|Muskel-MRT]] und eine [[Muskelbiopsie]] veranlasst werden. Zur endgültigen Diagnosesicherung wird eine [[molekulargenetische Untersuchung]] durchgeführt.
 
Die Welander-Myopathie wird durch eine Mutation im TIA1-Gen verursacht, die Laing-Myopathie durch eine Mutation im MYH7-Gen, und die distale Myopathie mit Stimmbandschwäche ist auf eine Mutation im Matrin3-Gen zurückzuführen.
 
== Häufigste Formen ==
 
=== Autosomal dominante distale Myopathie mit adulter Spätmanifestation Typ Welander ===
Zu Beginn ist primär die [[Distal|distale]] Muskulatur der Hände betroffen, während sich die Schwäche der distalen Beinmuskulatur erst im weiteren Verlauf manifestiert. Charakteristisch für diese Erkrankung ist das langsame Fortschreiten der [[Muskelschwäche]], bei dem die Gehfähigkeit über einen langen Zeitraum erhalten bleibt und die Lebenserwartung nicht beeinträchtigt wird. Die Erkrankung wurde bislang vor allem in Skandinavien beobachtet.
 
Zur Diagnostik kann eine normwertige bis leicht erhöhte [[Kreatinkinase]] beobachtet werden. Das [[Elektromyogramm]] (EMG) weist myopathische Veränderungen auf, während die Neurografie in der Regel unauffällig bleibt.
 
Eine [[Biopsie|Muskelbiopsie]] zeigt eine erhöhte Anzahl zentral gelegener Kerne, Anzeichen von [[Phagozytose]], [[Fibrose]], Veränderungen der [[Z-Linie|Z-Linien]] sowie Erweiterungen des [[Sarkoplasmatisches Retikulum|sarkoplasmatischen Retikulums]]. Auch rimmed Vakuolen können nachgewiesen werden. Im [[Kernspintomographie|MRT]] wird eine ausgeprägte Atrophie des [[Musculus gastrocnemius]], [[Musculus soleus|soleus]] und [[Musculus tibialis anterior|tibialis anterior]] sichtbar.
 
=== Autosomal dominante distale Myopathie mit adulter Spätmanifestation Typ Marksberry Griggs ===
Der Beginn der Erkrankung tritt in der fünften Lebensdekade auf und äußert sich primär durch eine Beteiligung der distalen Muskulatur der Beine und Füße. Im weiteren Verlauf kann auch die Muskulatur der Arme und Hände betroffen sein.


Klinisch präsentieren sich die Patienten zunächst mit einer Schwäche der [[Extensor|Dorsalextensoren]] der Füße, die sich anschließend auf die [[Proximal|proximale]] Beinmuskulatur ausweitet und mit einer [[Atrophie]] der [[Extensorenloge|Extensoren]] des Handgelenks einhergeht. Der Verlauf der Erkrankung ist in der Regel langsam fortschreitend, wobei die Lebenserwartung in der Regel unverändert bleibt. Diagnostisch zeigen sich die Werte der [[Kreatinkinase]] entweder unverändert oder leicht erhöht. Die [[Elektromyografie]] offenbart myopathische Veränderungen, während histologisch Rimmed-Vakuolen nachweisbar sind.
== Therapie ==
Derzeit (2024) gibt es keine [[Kurativ|kurative]] Behandlung für distale Myopathien. Die Therapie erfolgt rein [[symptomatisch]] und richtet sich nach den Beschwerden der Patienten.  


== Quellen ==
== Quellen ==
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37562883/


https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-97134#
* Zierz S: 2014; [https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-97134 Referenz-Reihe Neurologie]: Klinische Neurologie: Muskelerkrankungen
* Orphanet; [https://www.orpha.net/de/disease/detail/599 Myopathie, distale]; abgerufen am 14.08.202
* Savarese M et al.; [https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/B9780323988186000029?via%3Dihub Distal myopathy]; Handbook of Clinical Neurology; Volume 195, 2023, Pages 497-519


https://www.orpha.net/de/disease/detail/599
[[Kategorie:Myopathie]]
[[Kategorie:Neurologie]]

Aktuelle Version vom 15. August 2024, 17:51 Uhr

Englisch: distal myopathy

Definition

Distale Myopathien sind eine heterogene Gruppe erblich bedingter Muskelerkrankungen, die durch eine fortschreitende Muskelschwäche der oberen und unteren Extremitäten gekennzeichnet sind.

Hintergrund

Ursprünglich wurden distale Myopathien in 7 verschiedene Formen eingeteilt. Mithilfe molekulargenetischer Methoden wurden inzwischen jedoch mehr als 20 verschiedene Mutationen gefunden, die Auslöser einer distalen Myopathie sind und die Klassifikation entsprechend angepasst.

Einteilung

Klinik

Distale Myopathien sind initial durch eine Schwäche der distalen Extremitätenmuskulatur ohne wesentliche Beteiligung der proximalen Muskulatur sowie der Gesichts- und Rumpfmuskulatur gekennzeichnet. Im Krankheitsverlauf können diese Muskeln jedoch ebenfalls betroffen sein.

Abhängig von der Form der distalen Myopathie unterscheiden sich die Verteilungsmuster der jeweiligen Paresen und der Krankheitsverlauf.

Diagnostik

Die Verdachtsdiagnose ergibt sich anhand des klinischen Bildes mit der typischen Verteilung der betroffenen Muskulatur. Zur Abgrenzung von neurogenen Erkrankungen können eine EMG, eine Neurographie sowie eine Muskel-MRT und eine Muskelbiopsie veranlasst werden. Zur endgültigen Diagnosesicherung wird eine molekulargenetische Untersuchung durchgeführt.

Therapie

Derzeit (2024) gibt es keine kurative Behandlung für distale Myopathien. Die Therapie erfolgt rein symptomatisch und richtet sich nach den Beschwerden der Patienten.

Quellen