Zahnfachfraktur (Pferd)
Synonym: Alveolarfraktur
Definition
Die Zahnfachfraktur ist eine Fraktur des Zahnfachs (Alveole) beim Pferd, die häufig zu einer Luxation der umliegenden Schneidezähne (Incisivi) führt.
Vorkommen
Alveolarfrakturen im Bereich der Schneidezähne stellen den Großteil aller Kieferfrakturen beim Pferd dar.
Ätiologie
Als Herden- und Fluchttier sind Pferde besonders häufig Traumata ausgesetzt. Der Kopf (v.a. der rostrale Anteil) ist die zweithäufigste Lokalisation einer Fraktur (nach den Gliedmaßen).
Alveolarfrakturen entstehen entweder infolge einer direkten Gewalteinwirkung von außen (z.B. Tritt durch ein anderes Pferd oder Sturz) oder aufgrund des plötzlichen Zurückziehens des Schädels bei gleichzeitigem Biss oder Festhaken an fixierten Gegenständen.
Pathogenese
Zahnfachfrakturen sind meist Frakturluxationen eines oder häufiger auch mehrerer benachbarter Schneidezähne, die gemeinsam mit dem labialen Anteil der Alveole aufgrund der Fraktur dislozieren. Die Frakturlinie kann dabei auch distal der Alveole verlaufen, sodass der Zahn selbst nicht zwingend frakturiert sein muss.
Durch Tritte oder Stürze kann es zu einer direkten Gewalteinwirkung von außen auf die Schneidezähne sowie den Oberkiefer (Maxilla) und zu einer Impressionsfraktur kommen. Dem gegenüber stehen Avulsionsfrakturen, die aufgrund des plötzlichen Zurückziehens des Schädels bei gleichzeitigem Biss oder Festhaken mit den Schneidezähnen an fixierten Gegenständen (z.B. Gitterstäbe der Boxentüre) entstehen.
Klinik
Da Zahnfachfrakturen stets offene Frakturen sind, kommt es unmittelbar nach dem Trauma zu geringgradigen Blutungen aus dem Maul. Sowohl die Tränke- als auch Futteraufnahme ist nur selten stark beeinträchtig. Ein gestörtes Allgemeinbefinden ist nicht immer vorhanden.
Unbemerkte Frakturen fallen den Besitzern erst nach einiger Zeit auf, da das Pferd vermehrt speichelt und üblen Geruch aus dem Maul verströmt (da sich Futterpartikel im Frakturspalt ansammeln).
Diagnose
Die Diagnose wird mittels gründlicher Untersuchung der Maulhöhle gestellt. Die Untersuchung muss unbedingt ohne Maulgatter erfolgen, damit die bestehende Fraktur nicht weiter verschlimmert wird. Dennoch ist auf eine gründliche Untersuchung zu achten, damit weitere Verletzungen nicht übersehen werden. Die Diagnose wird mittels Röntgen gesichert.
Therapie
Der Frakturspalt ist gründlich zu spülen, ein Wunddebridement ist durchzuführen. Anschließend müssen die dislozierten Zähne mit dem umliegenden Gewebe reponiert und mittels Drahtzerklage (1 bis 1,2 mm Stärke) in Achtertouren oder mit der Obwegeser-Technik fixiert werden.
Je nach Frakturverlauf reicht eine Verdrahtung des Frakturspaltes mit den benachbarten Schneidezähnen, um ausreichend Stabilität zu gewährleisten. Weitreichende Frakturen müssen großflächiger versorgt werden. Hierbei muss der Draht von den Schneidezähnen um den Caninus oder zwischen P2 und P3 hindurch geführt werden. Die Drahtende sind zu verdrillen und so zu positionieren, dass sie kein angrenzendes Weichteilgewebe verletzen. Alternativ kann auch modellierbarer und aushärtender Mehrkomponentenkunststoff den Draht bedecken.
Die Drähte können nach 8 bis 10 Wochen entfernt werden.
Prognose
Zahnfachfrakturen heilen meist ohne Komplikationen ab.
Literatur
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A, Hrsg. 2017. 4. Auflage. Handbuch Pferdepraxis. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thime Verlag KG.
- Simon T, Herold I. 2009. Praxisleitfaden der Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. 1. Auflage. Stuttgart: Parey in MVS Medizinverlaug Stuttgart GmbH & Co. KG.
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