Wechsler Intelligence Scale for Children Fifth Edition
Definition
Die Wechsler Intelligence Scale for Children Fifth Edition, kurz WISC-V, ist ein standardisiertes psychologisches Testverfahren zur Beurteilung der allgemeinen kognitiven Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 16 Jahren.
Hintergrund
Bei der WISC-V handelt sich um die fünfte Auflage der von David Wechsler entwickelten Testreihe. Diese erschien erstmals 1949 und zählt international zu den am häufigsten verwendeten Intelligenztests. Die deutschsprachige Version wurde 2017 von Pearson Assessment publiziert.
Aufbau
Die WISC-V umfasst 15 Untertests, von denen 10 zur Berechnung des Gesamtintelligenzquotienten (Full Scale IQ, FSIQ) herangezogen werden. Die Untertests sind fünf primären Indexwerten zugeordnet:
- Sprachverständnis (VCI): verbale Begriffsbildung und Wortverständnis
- Visuell-räumliche Verarbeitung (VSI): Analyse und Konstruktion visueller Muster
- Fluides Schlussfolgern (FRI): logisches Denken und Problemlösen bei neuartigen Aufgaben
- Arbeitsgedächtnis (WMI): Speicherung und Manipulation kurzfristiger Informationen
- Verarbeitungsgeschwindigkeit (PSI): visuelle Wahrnehmung und motorische Geschwindigkeit
Zusätzlich können optionale sekundäre Indizes, etwa für quantitative Schlussfolgerung oder auditive Arbeitsgedächtnisleistung, berechnet werden.
Durchführung
Die Testung erfolgt einzeln durch geschulte Fachpersonen. Je nach Fragestellung dauert die Durchführung etwa 60 bis 90 Minuten. Die Auswertung basiert auf altersnormierten Vergleichsdaten; der Gesamt-IQ ist als Standardwert mit einem Mittelwert von 100 und einer Standardabweichung von 15 definiert. Neben dem Gesamtwert können die Indexwerte getrennt interpretiert werden, um individuelle Stärken und Schwächen abzubilden.
Interpretation
Die WISC-V dient der differenzierten Erfassung kognitiver Funktionen und findet Anwendung bei:
- Lern- und Leistungsstörungen
- Intelligenzminderung oder Hochbegabung
- Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen
- Entwicklungs- und Teilleistungsstörungen
- neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen im Kindesalter
Die Kombination der Indexwerte erlaubt eine strukturierte Analyse kognitiver Profile und unterstützt diagnostische sowie therapeutische Entscheidungen.
Besonderheiten
Gegenüber der Vorgängerversion (WISC-IV) wurde die WISC-V umfassend überarbeitet:
- Einführung einer fünffaktoriellen Struktur zur besseren Differenzierung kognitiver Domänen
- Modernisierung und Ergänzung mehrerer Untertests (z.B. fluides Schlussfolgern)
- Aktualisierte Normstichprobe und verbesserte Abbildung aktueller Entwicklungsstandards
Damit gilt die WISC-V als eines der methodisch fundiertesten und empirisch am besten validierten Intelligenzdiagnostika im Kindes- und Jugendalter.
Limitationen
Die WISC-V erfasst kognitive Fähigkeiten umfassend, misst jedoch nicht alle Aspekte von Intelligenz oder Alltagskompetenz. Die Ergebnisse sind von der Motivation, Aufmerksamkeit und emotionalen Verfassung des Kindes abhängig. Auch kulturelle und sprachliche Unterschiede können die Testergebnisse beeinflussen. Eine valide Interpretation setzt daher eine fachgerechte Durchführung und Einbettung in ein umfassendes diagnostisches Gesamtbild voraus.
Bedeutung
Die WISC-V nimmt in der psychologischen Diagnostik eine zentrale Rolle ein. Sie dient nicht nur der Intelligenzbestimmung, sondern bildet auch die Grundlage für individuelle Fördermaßnahmen, schulpsychologische Beratung und neuropsychologische Diagnostik.
Quellen
- Pearson Clinical Assessment – deutsche Website zur WISC-V: „WISC-V – Wechsler Intelligence Scale for Children | Fifth Edition“, abgerufen am 06.11.2025
- Fachportal Hochbegabung – Übersichtsseite mit Angaben zur WISC-V (Altersspanne, Aufbau etc.), abgerufen am 06.11.2025