Vortestwahrscheinlichkeit
Synonym: Prätestwahrscheinlichkeit
Englisch: pretest probability
Definition
Die Vortestwahrscheinlichkeit ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine bestimmte Erkrankung vorliegt, bevor eine zusätzliche diagnostische Maßnahme, beispielsweise eine Laboruntersuchung, durchgeführt wird. Die Vortestwahrscheinlichkeit ist verwandt mit der Prävalenz, allerdings gehen in die Vortestwahrscheinlichkeit außer der Epidemiologie noch zusätzliche klinische Daten, Symptome oder Scores ein.
Hintergrund
Aus Vortestwahrscheinlichkeit, Sensitivität und Spezifität des Untersuchungsverfahrens berechnen sich der positive und negative prädiktive Wert.
Wenn die Vortestwahrscheinlichkeit schon sehr stark auf einer Seite liegt, also die gesuchte Erkrankung sehr wahrscheinlich oder sehr unwahrscheinlich ist, trägt eine weitere Untersuchung nur wenig zur Diagnosestellung (Nachtestwahrscheinlichkeit) bei, auch wenn das Untersuchungsverfahren selbst eine hohe Sensitivität und Spezifität hat.
Dagegen ist der Beitrag eines weiteren Untersuchungsergebnisses zur Diagnosestellung natürlich dann besonders hoch, wenn nach den bisher vorliegenden Daten und Befunden die Vortestwahrscheinlichkeit nahe an "unentschieden" ist.
Beispiel
Anti-HCV wird als Suchtest für Hepatitis C eingesetzt. Der Test habe eine Sensitivität und Spezifität von 99,9%. Bei klinisch gesunden Blutspendern ohne Risikoverhalten sei die Vortestwahrscheinlichkeit für Hepatitis C 1:10.000. Wenn 10.000 Untersuchungen durchgeführt werden, sind 10 Ergebnisse falsch positiv und ein Ergebnis richtig positiv. Der positive prädiktive Wert ist 9%. Bei Besuchern einer Drogenambulanz sei die Vortestwahrscheinlichkeit für Hepatitis C 30%. In diesem Fall wären von 1.000 Untersuchungen 1 falsch positiv und 300 richtig positiv. Der positive prädiktive Wert ist 99,6%.
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