Amnestische Aphasie

Leitsymptom der amnestischen Aphasie sind Wortfindungsstörungen bei ansonsten gut erhaltenem Sprachvermögen. Der Satzbau ist weitgehend intakt. Weitere Charakteristika sind:

• vereinzelte Paraphasien (phonetisch oder semantisch)
• richtige Prosodie (gemeint sind: Tonhöhe, Betonung, Lautdauer)
• kaum gestörtes Sprachverständnis

Die Wortfindungsstörungen finden sich auch beim Benennen von Objekten. Bei Anbieten einer Auswahl von Benennungen kann das betreffende Wort aber dann wieder prompt identifiziert werden.^[1] Typischerweise lässt sich eine Wortfindungsstörung für dasselbe Wort zu einem späteren Zeitpunkt nicht reproduzieren, es sind dann andere Worte betroffen.

Die Störung betrifft nicht nur die Sprache. Das Schreiben kommt durch Wortfindungsstörungen ebenfalls immer wieder ins Stocken.

Oft entwickeln die Betroffenen Strategien, um die Störung dem Gesprächspartner gegenüber zu kaschieren, beispielsweise:

• Ersatz des Begriffes durch Umschreibungen (z.B. Hund - "das was im Park läuft") oder Oberbegriffe
• häufiges Verwenden von Füllwörtern, dadurch verringerter Informationsgehalt des Gesprochenen
• Verwendung von Floskeln (z.B. "naja, Sie wissen schon")

Die Lokalisation der Schädigung ist selten klar definierbar. Sie kann durch kleinere, meist temporoparietal lokalisierte Läsionen zustande kommen. Teils handelt es sich auch um einen Residualzustand nach weitgehend rückgebildeter Wernicke-Aphasie.

Als Ursachen von amnestischen Aphasien kommen unter anderem in Frage:

• Schlaganfall
• Schädel-Hirn-Trauma
• Hirntumor

Zur genaueren Diagnostik wird der Aachener Aphasie-Test herangezogen. Hierbei werden folgende Fähigkeiten des Patienten in einem Interview mit Tests geprüft:

• Nachsprechen
• Schreiben
• Lesen
• Benennen
• Sprachverstehen

Eine kausale Therapie durch Wiederherstellung der geschädigten Areale ist nicht möglich. Eine Besserung der Symptome kann ggf. durch die therapeutische Reaktivierung der gestörten Sprachfunktionen unter Anleitung eines Logopäden erreicht werden.