Structured Clinical Interview for DSM-5
Synonym: Strukturiertes klinisches Interview für DSM-5-Störungen, SKID-5
Definition
Das Structured Clinical Interview for DSM-5, kurz SCID-5, ist ein diagnostisches Interviewverfahren zur systematischen Erfassung psychischer Störungen anhand der Kriterien des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition (DSM-5). Es zählt zu den international etablierten Standardinstrumenten der kategorialen Diagnostik und wird gleichermaßen in Forschung und klinischer Praxis eingesetzt.
Hintergrund
Das SCID wurde in den 1980er-Jahren entwickelt, um eine standardisierte und zuverlässige Diagnostik psychiatrischer Störungen zu ermöglichen. Mit der Einführung des DSM-5 erfolgte eine umfassende Überarbeitung der Interviewstruktur, der diagnostischen Entscheidungswege und der Kodierung. Die aktuelle Version liegt in mehreren Ausführungen vor, die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche zugeschnitten sind.
Anwendungsbereiche
In der klinischen Praxis dient das SCID-5 der systematischen Abklärung von Verdachtsdiagnosen, der Differenzialdiagnostik und der Erfassung komorbider Störungen. In wissenschaftlichen Studien gewährleistet es eine hohe diagnostische Reliabilität und Vergleichbarkeit der Einschlusskriterien. Darüber hinaus findet es Anwendung in spezialisierten Einrichtungen, in der Qualitätssicherung sowie bei komplexen diagnostischen Fragestellungen.
Aufbau
Das SCID-5 ist modular aufgebaut und folgt den diagnostischen Kategorien des DSM-5. Zu den zentralen Modulen gehören:
- SCID-5-CV (Clinical Version): Interview zur Erfassung der häufigsten psychischen Störungen im Erwachsenenalter, darunter affektive, psychotische, substanzbezogene, Angst- und Traumafolgestörungen.
- SCID-5-RV (Research Version): erweiterte Forschungsvariante mit detaillierteren Entscheidungsbäumen und zusätzlichen Items.
- SCID-5-PD: Modul zur Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen nach DSM-5.
- SCID-5-CT: Interview zur systematischen Erfassung trauma- und stressorenbezogener Störungen, einschließlich posttraumatischer Belastungsstörung.
Alle Module enthalten standardisierte Einstiegsfragen, klar definierte Follow-up-Items sowie diagnostische Entscheidungsregeln, die unmittelbar an die DSM-5-Kriterien angebunden sind.
Durchführung
Die Durchführung setzt diagnostische Erfahrung und eine entsprechende Schulung voraus. Das halbstrukturierte Format gewährleistet einerseits eine systematische Erhebung der relevanten Kriterien, lässt andererseits aber ausreichend Raum für klinische Nachfragen und Präzisierungen. Die Dauer hängt von der Fragestellung, der Modulwahl und der Komplexität des klinischen Bildes ab. Sie liegt typischerweise zwischen 45 und 120 Minuten.
Gütekriterien
Das SCID-5 weist bei geschulten Anwendern eine hohe Interrater-Reliabilität auf und gilt in vielen Bereichen als diagnostischer Goldstandard für DSM-basierte Diagnosen. Die Validität variiert abhängig von Störungsbereich, Setting und Interviewerfahrung, liegt aber insgesamt im hohen Bereich.
Vorteile
Das SCID-5 bietet eine klar strukturierte und manualisierte Vorgehensweise, die eine konsistente Diagnostik ermöglicht. Der modulare Aufbau erlaubt eine Anpassung an unterschiedliche Fragestellungen, während die systematischen Entscheidungsbäume eine präzise, nachvollziehbare Zuordnung zu DSM-5-Diagnosen unterstützen. Aufgrund seiner breiten internationalen Nutzung fördert das Verfahren zudem die Vergleichbarkeit diagnostischer Ergebnisse.
Limitationen
Zu den Einschränkungen zählen der teilweise erhebliche Zeitaufwand sowie die Notwendigkeit einer spezifischen Schulung, da die Güte der Diagnostik maßgeblich von der Interviewerfahrung abhängt. Zudem bildet das kategoriale DSM-5-Modell nur begrenzt dimensionale oder subsyndromale Ausprägungen psychischer Störungen ab, was bei komplexen klinischen Präsentationen die diagnostische Differenzierung einschränken kann.
Literatur
- First, M. B., Williams, J. B. W., Karg, R. S., & Spitzer, R. L. (2015). Structured Clinical Interview for DSM-5 Disorders (SCID-5). American Psychiatric Association Publishing.