Spiegeltherapie
Englisch: mirror therapy, mirror visual feedback
Definition
Spiegeltherapie ist ein Therapieverfahren, das vor allem bei Patienten mit Läsionen einer Körperhälfte eingesetzt wird (z.B. bei Lähmungen nach einem Schlaganfall oder bei Phantomschmerzen nach Amputationen). Dabei wird ein Spiegel so platziert, dass das Spiegelbild der gesunden Extremität die betroffene, nicht sichtbare Extremität „ersetzt“. Die Behandlung wird von Physio-, Ergo- oder Schmerztherapeuten sowohl in Kliniken als auch in Praxen durchgeführt.
Hintergrund
Wenn die gesunde Seite bewegt wird, entsteht im Spiegel der Eindruck, als würde sich die gelähmte oder fehlende Seite normal bewegen, was das Gehirn anregen und Heilungsprozesse fördern kann. Die Therapie zielt darauf ab, neuroplastische Prozesse im Gehirn zu aktivieren, um die motorischen und sensorischen Funktionen der betroffenen Seite zu verbessern oder Schmerzen (z.B. Phantomschmerzen) zu lindern.
Indikation
Mögliche Anwendungsgebiete sind:
- Schlaganfallrehabilitation (Hemiparese, motorische Einschränkungen)
- Phantomschmerz nach Amputation
- Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS)
- Chronische Schmerzen
- Orthopädische und traumatologische Nachbehandlungen (z.B. nach Frakturen)
Durchführung
Der Patient sitzt vor einem Spiegel, der mittig zwischen den Extremitäten platziert wird. Die betroffene Extremität wird verdeckt, der Spiegel zeigt die gesunde Extremität. Anschließend führt der Patient Bewegungen mit der gesunden Seite aus und beobachtet die Spiegelung. Es wird versucht, gleichzeitig die betroffene Seite zu bewegen, auch wenn keine aktive Bewegung möglich ist.
Wirkmechanismus
Die genaue Wirkweise ist bisher (2025) noch nicht vollständig geklärt, basiert jedoch auf folgenden Ansätzen:
- Visuelles Feedback: Durch die Spiegelung erhält das Gehirn ein Bild einer sich normal bewegenden betroffenen Extremität.
- Spiegelneuronen: Das Gehirn verarbeitet die Bewegung der gesunden Seite als wäre sie auf der betroffenen Seite ausgeführt worden.
- Reorganisation kortikaler Strukturen: Die visuelle Stimulation kann zu einer Reorganisation des sensomotorischen Cortex führen.
Quelle
- schmerzgesellschaft.de - Spiegeltherapie, abgerufen am 30.06.2025