Spiegeln (Psychotherapie)
Englisch: mirroring
Definition
Das Spiegeln ist eine Technik der Psychotherapie, bei welcher der Therapeut verbale oder nonverbale Äußerungen des Patienten in angepasster Form zurückgibt. Ziel ist es, Selbstwahrnehmung und Affektdifferenzierung zu fördern, emotionale Prozesse zu validieren und eine empathische Beziehung aufzubauen. Die Technik wird u.a. im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT), der psychodynamischen Therapie (PDT) sowie der Bewegungstherapie angewandt.
Hintergrund
Die Methode stammt ursprünglich aus der Gesprächstherapie nach Carl Rogers. Das Spiegeln stützt sich auf psychoanalytische Theorien über die frühkindliche Entwicklung, wonach die abgestimmten Reaktionen einer Betreuungsperson dazu beitragen, das Selbstbewusstsein des Kindes zu formen.
Formen
Affektives Spiegeln
Der Therapeut benennt oder spiegelt nonverbal wahrnehmbare emotionale Zustände des Patienten ("Sie wirken gerade sehr enttäuscht.").
Inhaltliches Spiegeln
Wiederholung oder Paraphrasierung zentraler Aussagen des Patienten, um dessen Perspektive zu verdeutlichen und zu validieren.
Körperliches Spiegeln
In körperorientierten Verfahren kann auch das nonverbale Verhalten (z.B. Körperspannung, Haltung) gespiegelt werden.
Beispiel
Patient: „Ich weiß gar nicht, ob das überhaupt wichtig ist, was ich fühle.“
Therapeut: „Es klingt so, als wären Ihre eigenen Gefühle für Sie oft schwer einzuordnen oder vielleicht auch zweitrangig.“
Literatur
- Rogers, Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie, In: Psychotherapie, 2. Aufl., Stuttgart: Klett-Cotta, 1957
- Knol et al., Reformulating and Mirroring in Psychotherapy: A Conversation Analytic Perspective, Frontiers in Psychology, 2020