Ressourcenaktivierung
Synonym: Ressourcenorientierung, Ressourcenmobilisierung, Ressourcenarbeit, Resilienzförderung
Definition
Unter Ressourcenaktivierung versteht man in der Psychotherapie die gezielte Förderung und Nutzung vorhandener persönlicher, sozialer oder materieller Assets (Ressourcen) eines Patienten. Ziel ist dabei die Verbesserung der Bewältigungs- und Selbstheilungskräfte.
Hintergrund
Die Ressourcenaktivierung ist ein zentraler Wirkfaktor vieler psychotherapeutischer Verfahren und basiert auf der Annahme, dass Individuen über vielfältige Ressourcen verfügen, die unter Belastung mobilisiert werden können. Die Aktivierung erfolgt durch Interventionen, die auf die Wahrnehmung, Stärkung und Integration positiver Fähigkeiten und Erfahrungen abzielen. Therapeutisch werden frühere Bewältigungserfolge, unterstützende Beziehungserfahrungen, stabile Selbstanteile oder sinnstiftende Lebensaspekte bewusst gemacht und im therapeutischen Prozess genutzt. Die Aktivierung kann sowohl verbal (Reflexion, Erzählung, Deutung) als auch erlebnisorientiert (Imagination, Rollenspiel, kreative Verfahren) erfolgen.
Varianten
Je nach Therapieschule variieren die Strategien der Ressourcenaktivierung. In der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie werden Ressourcen vor allem durch das Bewusstmachen positiver Übertragungen, die Stärkung des Selbstwertes und das Wiedererleben integrativer Beziehungserfahrungen aktiviert. In der kognitiven Verhaltenstherapie liegt der Schwerpunkt auf dem Aufbau kompetenzfördernder Kognitionen und der Verstärkung positiver Aktivitäten. In systemischen Ansätzen wird das soziale Netzwerk als Ressourcensystem genutzt, während humanistische Verfahren Selbstakzeptanz, Autonomie und Selbstmitgefühl in den Vordergrund stellen.
Klinische Relevanz
Ressourcenaktivierende Interventionen erhöhen die emotionale Stabilität, fördern Selbstwirksamkeit und Resilienz und tragen wesentlich zum Therapieerfolg bei. Empirische Befunde zeigen, dass eine ausgeprägte Ressourcenorientierung mit einer höheren Behandlungszufriedenheit und besseren Langzeitergebnissen assoziiert ist. Besonders in der psychosomatischen Medizin und bei chronischen Erkrankungen ist die Ressourcenaktivierung ein zentrales Element der multimodalen Therapie, da sie die Eigenaktivität der Patienten stärkt und Rückfällen vorbeugen kann.
Literatur
- Groß, L. J., Stemmler, M., & de Zwaan, M. (2011). Ressourcenaktivierung in der klinischen Psychologie und Psychotherapie: Überblick über theoretische Hintergründe und aktuelle Forschungsansätze. Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie, 80(8), 431–440. DOI: 10.1055/s-0031-1281810
- Kubat, H., & Bahro, M. (2001). Ressourcenaktivierung bei depressiven älteren Patienten. In: Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie. DOI: 10.1055/s-2001-10440