Radiale Migrationslinie
Synonyme: radiale Bänder (der weißen Substanz), radiale Migrationsbänder
Englisch: radial bands sign, migration tracts
Definition
Radiale Migrationslinien werden spezielle linienförmige MRT-Auffälligkeiten der weißen Substanz genannt, die typisch für die tuberöse Sklerose sind.
Pathogenese
Die genaue Pathogenese der radialen Bänder ist noch nicht vollständig verstanden (2024). Es wird angenommen, dass es sich um verschiedene Nervenzellen rund um die Zellpfade der Gehirnentwicklung handelt. Die Ursache liegt vermutlich in einer gestörten neuronalen Migration.
Radiologie
Radiale Migrationslinien erstrecken sich zwischen dem periventrikulären Marklager und der Hirnrinde und fächern zur Peripherie hin leicht auf.
In der MRT werden sie bei Erwachsenen als linienförmige Hyperintensitäten in der T2- und FLAIR-Sequenz sichtbar. In der T1-Wichtung erscheinen sie eher hypo- bis isointens. Teils wurde eine Kontrastmittelanreicherung beschrieben.
Vor Abschluss der vollständigen Myelinisierung (Neugeborene bis ins frühe Kindesalter) sind die radialen Migrationslinien in der T1-Sequenz hyperintens im Vergleich zur umliegenden nicht-myelinisierten weißen Substanz. In der T2-Wichtung erscheinen sie dann hypo- bis isointens.[1]
Klinische Bedeutung
Es gibt Hinweise, dass die Anzahl der radialen Migrationslinien mit dem Manifestationsalter von epileptischen Anfällen und dem Ausmaß der kognitiven Defizite bei der tuberösen Sklerose korrelieren.[2]
Differentialdiagnose
Das Transmantle-Zeichen bei fokaler kortikaler Dysplasie ist morphologisch sehr ähnlich. Es ist teils umstritten, ob es einen Unterschied zwischen den beiden Zeichen gibt.
Literatur
- radiopaedia.org – Radial bands sign (tuberous sclerosis), abgerufen am 10.12.2024
Quellen
- ↑ Chavhan & Shroff, Twenty classic signs in neuroradiology: A pictorial essay, Indian J Radiol Imaging, 2009, DOI: 10.4103/0971-3026.50835
- ↑ Yilmaz et al., Tuberöse Sklerose, Der Radiologe, 2013