Mu-Rhythmus
Synonyme: My-Rhythmus, My-Aktivität
Englisch: Mu wave, mu-rhythm
Definition
Der Mu-Rhythmus ist eine elektrische Aktivität des Motorkortex, die als rhythmische Oszillation gemessen werden kann. Die Oszillationen treten in der Frequenzbandbreite von etwa acht bis 13 Hz auf.
Hintergrund
Der Mu-Rhythmus kann durch EEG-Messungen erfasst werden und zeigt eine Suppression während willkürlicher Bewegungen sowie bei der Beobachtung von Bewegungen, die von einer anderen Person ausgeführt werden. Er wurde erstmals in den 1950er Jahren als messbares Wellenmuster im EEG über dem Scheitel sowie bilateral über dem präzentralen motorischen Kortex beschrieben.
Morphologisch ähneln die Wellen dem griechischen Buchstaben μ. Die Suppression der Aktivität in Bewegung oder bei der Beobachtung von Bewegungen wurde als Desynchronisation beschrieben. Die Terminologie wird jedoch weitestgehend kritisch hinterfragt, da es sich bei der Suppression eher um eine Erhöhung der Synchronisation von langsameren oder schnelleren Frequenzen handelt.
Entwicklung
Der Mu-Rhythmus kann ab einem Alter von vier bis sechs Monaten mit einer Frequenz von ungefähr 5,4 Hz gemessen werden. Die Frequenz des Rhythmus nimmt mit dem Alter zu, bis im Erwachsenenalter die endgültige und stabile Frequenz von acht bis 13 Hz erreicht wird. Die Messung des Mu-Rhythmus wird im Kindesalter genutzt, um soziale Wahrnehmung und die Entwicklung des motorischen Systems zu untersuchen.
Klinik
Der Mu-Rhythmus ist über die zentralen Ableitungen C3/C4 im EEG messbar. Die Unterdrückung des Mu-Rhythmus wird als Mu-Suppression bezeichnet und wird als Indikator für die physiologische Funktion des motorischen Systems genutzt. Bei einigen neurologischen Störungen, wie beispielsweise bei Autismus, Epilepsie und Schizophrenie, kann eine pathologische Mu-Suppression der Spiegelneurone beobachtet werden. Insbesondere bei Autismus wird das Fehlen der Mu-Suppression bei der Beobachtung von willkürlichen Bewegungen einer anderen Person klinisch untersucht. In diesem Kontext nutzen weitere Studien Biofeedback als Therapieverfahren, um den Mu-Rhythmus artifiziell zu unterdrücken.
Literatur
- Marcuse et al. The normal adult EEG. Rowan’s Primer of EEG (Second Edition) pp. 36-66. 2016
- Oberman et al. EEG evidence for mirror neuron dysfunction in autism spectrum disorders. Cognitive Brain Research 24(2), 190-198. 2005
- Oberman und Ramachandran. The simulating social mind: The role of the mirror neuron system and simulation in the social and communicative deficits of autism spectrum disorders. Psychological Bulletin, 133(2), 310–327. 2007
- Marshall and Meltzoff. Neural mirroring systems: exploring the EEG μ rhythm in human infancy. Dev Cogn Neurosci.1(2):110-23. 2011
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