Motorisch evoziertes Potential
Definition
Motorisch evozierte Potenziale, kurz MEP, sind Änderungen der Muskelspannung, die durch einen gezielt gesetzten Reiz in einem Teil des motorischen Systems erzeugt werden. Sie sind eine Form der evozierten Potentiale (EP).
Durchführung
Die Reizung des motorischen Systems kann durch elektrischen Strom (Elektroneurografie) oder ein Magnetfeld (Transkranielle Magnetstimulation, TMS) erfolgen. Die Elektroneurografie kommt bei oberflächlich verlaufenden peripheren Nerven zum Einsatz, die TMS zur Stimulation von tiefer gelegenen Komponenten des zentralen Nervensystems (ZNS). Sie ermöglicht die Errechnung der Leitungsgeschwindigkeit von efferenten Impulsen im ersten (Pyramidenbahn) und zweiten Neuron (peripherer Nerv).
Rein physikalisch betrachtet, entsteht bei jedem elektrischen Reiz im PNS oder ZNS ein Strom, der ein magnetisches Feld erzeugt. Umgekehrt kann durch ein magnetisches Feld ein Strom in Nervenbahnen erzeugt werden. Wird eine Magnetspule auf die parietale oder paravertebrale Region ausgerichtet, können diese Regionen zielgerichtet stimuliert werden, was die Ableitung von Muskelaktionspotenzialen an den Extremitäten ermöglicht. Elektrische Spannungsänderungen können in fast jedem Muskel, Gesichts- und Zungenmuskulatur inbegriffen, beobachtet werden. Es kommt lediglich darauf an, das richtige Areal im primär-motorischen Kortex zu stimulieren.
Indikation
Erkrankungen des Motorkortex und der motorischen Rückenmarksbahnen führen in der Regel zu charakteristischen Änderungen der messbaren MEP. Mit Hilfe der transkraniellen Magnetstimulation können daher bei chronischen Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose (MS) oder der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) bereits im Anfangsstadium reduzierte Amplituden sowie verzögerte Latenzen detektiert werden. Generell können Latenzverlängerungen als Hinweis auf eine Demyelinisierung dienen. Weiterhin ist es auch möglich Plexusläsionen, und Hirnnervenläsionen, vor allem des Nervus facialis, zu diagnostizieren.
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