Evoziertes Potential
von lateinisch: evocare - hervorrufen, potentia - Kraft
Synonym: EP
Definition
Als evozierte Potentiale, kurz EP, bezeichnet man gezielt ausgelöste elektrische Phänomene im Rahmen einer neurophysiologischen Untersuchung, mit denen die Leitfähigkeit von Nervenbahnen untersucht werden kann.
Prinzip
Durch gezielte Reizung eines Sinnesorgans (Sinnesreiz) oder eines peripheren Nerven werden elektrische Potentiale im Nervensystem erzeugt. Diese führen in der Großhirnrinde (sensorischer Cortex) zu Potentialänderungen, die im EEG gesehen werden.
Man unterscheidet im Wesentlichen:
- visuell evozierte Potentiale (VEP): hiermit lassen sich Schädigungen der Sehbahn feststellen
- akustisch evozierte Potentiale (AEP): hiermit lässt sich die Leitfähigkeit des Nervus vestibulocochlearis (Hörnerv) prüfen
- olfaktorisch evozierte Potentiale (OEP): dienen der objektiven Prüfung des Geruchssinns
- somatosensorisch evozierte Potentiale (SEP): hierbei wird die Leitfähigkeit von peripheren Nerven bzw. Sensibilitätsstörungen objektiv geprüft
Hintergrund
Da evozierte Potentiale sehr klein sind (Amplituden von 1–15 µV, also deutlich kleiner als die des spontanen EEGs, die ca. 50–100 µV betragen), muss das EEG gemittelt werden (Mittelungstechnik) und der Reiz mehrfach dargeboten werden, um ein akzeptables Signal-Rausch-Verhältnis und aussagekräftige Interpretation zu ermöglichen.