McKeown-Hypothese
Definition
Die McKeown-Hypothese besagt, dass der ökonomische Fortschritt und die damit einhergehende Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen - nicht jedoch Verbesserungen der Hygiene und der medizinischen Versorgung - für den Anstieg der Lebenserwartung im Europa des 19. und 20. Jahrhundert verantwortlich sind.
Hintergrund
Die McKeown-Hypothese wurde vom britischen Arzt und Epidemiologen Thomas McKeown (1912-1988) in seinem Buch "Die Bedeutung der Medizin" (1982) ausformuliert. McKeown greift für die Entwicklung seines Argumentes auf Mortalitätsdaten aus England und Wales zurück und korreliert diese mit Veränderungen in drei Bereichen: medizinischer Fortschritt, verminderte Exposition gegenüber Infektionen durch Verbesserungen der Wohnverhältnisse, und verbesserte Ernährung. Dabei kann er zeigen, dass die kontinuierliche Reduktion der Mortalität durch Infektionskrankheiten mit Verbesserungen der Wohn- und der Ernährungssituation korreliert. Medizinische Innovationen wie der Einsatz von Antibiotika oder die Entwicklung von Impfstoffen haben in seiner Analyse hingegen nur marginale oder keine Effekte auf die Gesamtmortalität.
Rezeption und Kritik
McKeowns Kritik an einer Überbetonung der Effekte klinischer Medizin war ein wichtiger Impuls für die Entstehung der Sozialmedizin. Insbesondere im Bereich der Verhältnisprävention wird die McKeown-Hypothese auch heute noch als relevanter methodischer und analytischer Ansatz diskutiert. Die der Hypothese zugrunde liegende Methodik wurde indess stark kritisiert, da einzelne Aspekte in McKeowns Argument heutigen methodischen Standards nicht mehr entsprechen.[1]