Virtuelle Koloskopie
Definition
Als virtuelle Koloskopie bezeichnet man die Untersuchung des Colons (Dickdarms) mit dem Computer- (CT-Kolonographie) oder Magnetresonanztomographen (MR-Kolonographie).
Anwendungsbereich
Die virtuelle Koloskopie dient in erster Linie der Darmkrebs-Vorsorge.
Darmkrebs ist in Deutschland eine der häufigsten bösartigen Tumoren (5 von 100 Männern erkranken daran). Er kann aber in frühen Stadien sehr gut geheilt werden.
Polypen ab einer Größe von etwa 5mm und größere Tumore (Darmkrebs) kann man durch die virtuelle Koloskopie mit großer diagnostischer Sicherheit finden. Entfernt werden können diese allerdings nur mittels Endoskopie oder OP.
Ungeeignet ist das moderne Verfahren bei familiärer Polypose oder entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
Durchführung
Die virtuelle Koloskopie wird derzeit (2010) mit Mehrzeilen-Spiral-CT-Geräten der neuesten Generation (in Deutschland v.a. mit 64-Zeilen-Spiral-CTs von Siemens) durchgeführt.
Dieses Gerät scannt mit Röntgenstrahlen den gesamten Abdominalraum (Bauch von der Oberkante der Leber bis unten zu den Hüften) zweimal durch: einmal in Bauchlage, einmal in Rückenlage.
Für die Untersuchung muss der Darm vorher entfaltet, sprich etwas "aufgeblasen", werden. Dies geschieht mit CO2 (Kohlendioxid), das über ein Rohr in den Darm hineingeblasen wird. Darüber hinaus wird die Darmmuskulatur für kurze Zeit entspannt durch die Gabe von Butylscopolamin (Buscopan®) oder Glucagon (i.v.-Applikation) unterstützt.
Eine Gabe eines Röngtenkontrastmittels ist zu dieser Untersuchung nicht notwendig.
Mit einer hochkomplexen Auswertesoftware werden die vom CT-Scanner ermittelten Daten anschließend verarbeitet und können vom Arzt ausgewertet werden.
Auswertung
Nach der eigentlichen Untersuchung wird beurteilt, ob Veränderungen des Dickdarms oder auffällige Veränderungen außerhalb davon vorliegen. Es erfolgt eine Einteilun in 5 Gruppen:
- Dickdarm C0 – C4 (von nicht beurteilbar über unauffällig bis bösartig)
- außerhalb des Dickdarms E0 – E4
Nach dieser Klassifikation richtet sich das weitere Vorgehen (Wiederholung der virtuellen Koloskopie oder "normale" Koloskopie, weitere Routineuntersuchung nach 5 Jahren, nach 1-3 Jahren, Koloskopie, Operation).
Strahlenbelastung
Die virtuelle Koloskopie wird in der sogenannten "Low-Dose Technik" durchgeführt, sprich mit möglichst geringer Strahlendosis. Die Dosis wird individuell an den zu untersuchenden Patienten angepasst (automatisch). Sie ist in der Regel weniger als doppelt so hoch wie die natürliche jährliche Strahlenbelastung.
Abgesehen vom Strahlenrisiko ist die virtuelle Koloskopie eine unbedenkliche Untersuchung. Es sind keinerlei Komplikationen bekannt.
Fazit
Die virtuelle Koloskopie ist mittlerweile eine ernstzunehmende Alternative zur Koloskopie in Sachen Darmkrebsvorsorge, allerdings ohne Interventionsmöglichkeiten. Die Kosten werden meist von der Privatkasse übernommen. Die gesetzlichen Kassen übernehmen die Kosten nur in besonderen Ausnahmefällen.