Intelligenz‑Struktur‑Test
Definition
Der Intelligenz-Struktur-Test, kurz IST, ist ein psychometrisches Verfahren zur Erfassung der allgemeinen Intelligenz sowie verbaler, numerischer und figural-räumlicher Fähigkeiten. Die aktuell (2026) verbreitetste Fassung ist der IST-2000 R, der eine differenzierte Intelligenzprofilanalyse ermöglicht. Er kann optional durch Gedächtnismodule ergänzt werden.
Hintergrund
Der Test geht auf Rudolf Amthauer (1953) zurück und wurde zur operationalisierten Messung multidimensionaler Intelligenz entwickelt. Mit späteren Revisionen erfolgten Aktualisierungen hinsichtlich Aufgabenmaterialien, Itemformaten, Normierung und Testökonomie. Der IST-2000 R berücksichtigt moderne testtheoretische Standards, ermöglicht eine Gesamtintelligenzschätzung (g-Faktor) sowie die Analyse von Teilfähigkeiten.
Testaufbau
Der IST-2000 R besteht aus einem modularen System.
- Grundmodul (9 Subtests): Erfasst verbale, numerische und figurale Intelligenz mit jeweils drei Subtests.
- Verbal: Satzergänzungen, Analogien, Gemeinsamkeiten
- Numerisch: Zahlenreihen, Rechenaufgaben, Zahlenlogik
- Figural: Matrizen, Figurenfolgen, Würfelaufgaben
- Erweiterungsmodul Wissen (6 Subtests): Allgemeinwissen aus verschiedenen Bereichen (u.a. Geografie, Geschichte, Naturwissenschaften)
- Merkfähigkeitsmodul (2 Subtests): Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis
Aus den Einzelleistungen werden standardisierte Skalenwerte und ein Gesamtintelligenzwert errechnet.
Durchführung
Der Test kann papierbasiert oder digital und in Einzel- oder Gruppensettings durchgeführt werden. Die Bearbeitungszeit liegt je nach Modulwahl zwischen ca. 60 und 120 Minuten. Standardisierte Instruktionen und Zeitvorgaben sorgen für Vergleichbarkeit und Parallelformen (A/B/C) ermöglichen Retests.
Auswertung
Die Rohwerte werden über Normtabellen in Standardwerte (z.B. T-Werte, IQ-Werte) überführt. Ergebnisberichte umfassen Skalenwerte, Intelligenzprofile und optional Gedächtnis- und Wissenswerte. Die interne Konsistenz sowie die faktorielle und externe Validität gelten als gut belegt. Einflussfaktoren wie Sprachkompetenz, Testmotivation oder kultureller Hintergrund müssen bei der Interpretation berücksichtigt werden.
Anwendungsbereiche
Der IST-2000 R wird in vielen Bereichen eingesetzt:
- Klinische Psychologie/Neuropsychologie: Diagnostik kognitiver Leistungsstörungen
- Pädagogik/Schule: Begabungsdiagnostik, Förderbedarf
- Personalpsychologie: Eignungsdiagnostik, Auswahlverfahren
- Forschung: Intelligenz- und Kognitionsstudien
Limitationen
Der Test bildet primär kognitive, testgebundene Fähigkeiten ab. Kreative, emotionale und soziale Kompetenzen werden kaum erfasst. Sprachliche, kulturelle und bildungsabhängige Einflüsse können die Ergebnisse verzerren. Für diagnostische Entscheidungen ist die Durchführung verschiedener Tests empfehlenswert.
Literatur
- Amthauer et al., Intelligenz-Struktur-Test 2000 R (IST-2000 R), Hogrefe, 2001
- Moosbrugger und Kelava, Testtheorie und Fragebogenkonstruktion, Springer, 2012