Imagery Rescripting and Reprocessing Therapy
Definition
Als Imagery Rescripting and Reprocessing Therapy, kurz IRRT, bezeichnet man ein traumatherapeutisches Verfahren zur Bearbeitung belastender und traumatischer Erinnerungen durch gezielte Veränderung innerer Bilder. IRRT findet primär bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und Angststörungen Anwendung.
Hintergrund
Die IRRT-Methode wurde von Mervin R. Smucker entwickelt und wird als Erweiterung der kognitiven Verhaltenstherapie beschrieben. Ziel der Methode ist es, Symptome einer PTBS zu reduzieren und traumabezogene Beschwerden, insbesondere bei Personen mit Erfahrungen von Kindesmissbrauch, gezielt zu behandeln.
IRRT basiert auf der Annahme, dass traumatische Erinnerungen häufig als innere Bilder im Gedächtnis gespeichert sind, was sich in Symptomen wie Stressreaktionen oder Flashbacks niederschlägt. Die mit Bildern verbundenen Emotionen werden mit dysfunktionalen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen in Verbindung gebracht.
Im Gegensatz zu älteren Expositionsverfahren nutzt IRRT gezielte Imaginations- und Veränderungstechniken, um die emotionale Bedeutung und die kognitive Bewertung von Erinnerungen zu verändern. In der Regel wird eine belastende Situation durch den Patienten zunächst geschildert und anschließend mit einem alternativen Ausgang visualisiert.
Indikation
Die IRRT wird bei verschiedenen psychischen Störungsbildern eingesetzt, bei denen belastende oder traumatisch verankerte innere Bilder eine zentrale Rolle spielen.
- PTBS
- Angststörungen und Phobien
- Depressive Störungen mit belastenden Erinnerungen
- Dissoziative Störung
- Traumafolgestörungen
Aufbau
Beim IRRT nimmt der Patient zwei Perspektiven ein. Die des Kindes und die des Erwachsenen. Durch die Differenzierung wird ein tieferes Verständnis der Bedürfnisse und der Traumatisierung gefördert.
Eine Sitzung gliedert sich in mehrere Phasen. Diese zielen darauf ab, belastende innere Bilder zu aktivieren, zu verändern und schließlich zu beruhigen, um eine nachhaltige emotionale Verarbeitung zu ermöglichen.
- Imaginäre Exposition: Aktivierung und gedankliches Durchleben belastender traumabezogener Bilder und der damit verbundenen Emotionen
- Alternative Bilder: Umgestaltung der belastenden Szenen, indem negative Bilder (z.B. Viktimisierung) durch positive, bewältigungsorientierte Vorstellungen ersetzt werden (Coping)
- Selbstberuhigende und selbstfürsorgliche Bilder: Entwicklung innerer Bilder, in denen das "aktuelle Ich" das "einstige Ich" tröstet, beruhigt und stärkt
Parallel dazu unterstützen intensive Nachbesprechungen und begleitende Übungen die Stabilisierung der kognitiven Umstrukturierungen.
Risiken
Das IRRT-Verfahren gilt als verhältnismäßig sichere Therapiemethode, kann jedoch bei Patienten eine Belastungsreaktion hervorrufen oder zu einer kurzzeitigen Verschlechterung der Allgemeinverfassung führen. Interventionelle Verfahren wie das IRRT werden deshalb in der Regel in späteren Phasen der Traumatherapie eingesetzt.
Literatur
- Smucker, Imagery Rescripting and Reprocessing Therapy, Encyclopedia of Cognitive Behavior Therapy, Springer, Boston (MA), 2005