Hypoglycaemia factitia
von lateinisch: factitius - künstlich hergestellt
Englisch: factitious hypoglycemia
Definition
Die Hypoglycaemia factitia ist ein Krankheitsbild, bei dem es durch gezielte Selbstverabreichung von blutzuckersenkenden Mitteln (Antidiabetika) zu einem gewollten Absenken des Blutzuckers kommt. Es wird z.B. im Rahmen eines Münchhausen-Syndroms beobachtet.
Ätiologie
Die Hypoglycaemia factitia ist meist psychotisch oder suizidal bedingt, es kommen aber auch akzidentelle Fälle vor, bei denen die Einnahme aufgrund von Verwechslung erfolgt.
Klinik
Es treten Hypoglykämie-typische Symptome auf, hierzu zählen u.a.:
Diagnose
Typischerweise kommt die Hypoglycaemia factitia bei Personen vor, die im Gesundheitswesen beschäftigt sind, an Diabetes mellitus erkrankt sind oder anamnestisch bereits weitere vorsätzlich herbeigeführte Erkrankungen vorweisen.
Im Fall der Einnahme von oralen Antidiabetika können im Urin oder Serum Abbauprodukte der Sulfonylharnstoffe nachgewiesen werden. Werden Insulinsekretagoga angewandt, kann der Nachweis über erhöhte C-Peptid-Level erfolgen. Bei direkter Verabreichung von Insulin ist der C-Peptid-Spiegel verringert, da die körpereigene Insulinsekretion verringert ist.
Je nach Dosis und Präparat normalisieren sich die Blutzuckerwerte entsprechend der Halbwertszeit des verabreichten Präparats.
Therapie
Die Akuttherapie entspricht dem Vorgehen bei Behandlung einer Hypoglykämie anderer Genese. Zudem sollte eine Psychotherapie erfolgen.
Quellen
- Suttorp et al., Diabetes mellitus: Management und Behandlungsansätze, in: Harrisons Innere Medizin, 2020, ABW Wissenschaftsverlag