Hikikomori
von japanisch: 引き篭り - sich einschließen
Definition
Hikikomori beschreibt ein Phänomen schweren sozialen Rückzuges. Dabei handelt es sich vermutlich um ein kulturgebundenes Syndrom, welches vornehmlich unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen männlichen Geschlechts in Japan vorkommt. Inzwischen wurden allerdings auch Fälle außerhalb Japans berichtet.
Hintergrund
Aktuell wird das Phänomen weder im ICD-10 noch im DSM-V geführt und die Zuordnung der Störung zu etablierten Klassen psychischer Erkrankungen wie Schizophrenie, Angsterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen ist noch offen. Der Terminus "Hikikomori" bezieht sich sowohl auf das Phänomen als auch auf die betroffenen Personen.
Symptome
- Die Betroffenen ziehen sich über Monate bis Jahre, meist in ihre Elternhäuser zurück.
- Sie sind außer Stande die Schule zu besuchen oder einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen.
- Nur selten verlassen sie ihr Zimmer. Beziehungen zu Familienmitglieder und Freunden werden aufgegeben.
- Die Patienten zeigen Symptome verschiedener psychiatrischer Störungen wie Hebephrenie, Soziale Phobie, Autismus oder schizoide Persönlichkeitsstörung. Hikikomori wird aber in der Literatur explizit mit keiner dieser Diagnosen identifiziert.
Epidemiologie
In Japan sollen etwa 230.000 Personen betroffen sein. Außerhalb Japans existieren Einzellfallberichte.
Therapie
Es existiert bislang keine etablierte Behandlungsstrategie. Therapieversuche können mit Verhaltentherapie, Familientherapie und psychopharmakologisch unternommen werden.
Literatur
- Teo AR, Gow AC, Hikikomori, a Japanese culture-bound syndrome of social withdrawal?: A proposal for DSM-5, J Nerv Ment Dis. 2010 Jun;198(6):444-9. doi: 10.1097/NMD.0b013e3181e086b1.
- Teo AR, A new form of social withdrawal in Japan: a review of hikikomori, Int J Soc Psychiatry. 2010 Mar;56(2):178-85. doi: 10.1177/0020764008100629. Epub 2009 Jun 30.