Hallux varus
Englisch: hallux varus, sandal gap deformity
Definition
Der Hallux varus ist eine Deformität der Großzehe, bei der eine Varusstellung im Großzehengrundgelenk mit Abspreizung der Großzehe nach medial (innen) vorliegt.
Ätiologie
Der Hallux varus ist deutlich seltener als der Hallux valgus. Er kann angeboren auftreten oder erworben sein.
Angeborene Form
Die angeborene Form (Hallux varus congenitus) ist sehr selten und tritt meist in Verbindung mit anderen Fußdeformitäten auf, z.B. mit einer Dysplasie bzw. Verkürzung des ersten Mittelfußknochens (Brachymetatarsie) oder einer Synostose zwischen dem Os metatarsale I und II. Bei einer Polydaktylie mit doppelter Großzehe kommt es zu einer Varusfehlstellung der medial liegenden Zehe.
Erworbene Form
Die erworbene Form tritt posttraumatisch, meist aber als Komplikation einer fehlgelaufenen Umstellungsosteotomie zur Therapie eines Hallux valgus auf (postinterventioneller Hallux varus). Die operative Überkorrektur eines Hallux valgus kann eine Fehlstellung des Os metatarsale I und ein Ungleichgewicht der Weichteile im Bereich des Vorfußes erzeugen. Auch im Rahmen neurologischer Erkrankungen, z.B. bei infantiler Zerebralparese, ist das Auftreten eines Hallux varus möglich.
Therapie
Eine isolierte Fehlstellung bis zu etwa 10° beeinträchtigt den Fuß meist nicht wesentlich und kann konservativ durch Orthesen und spezielles Schuhwerk behandelt werden. Stärkere Fehlstellungen führen zu funktionellen Beeinträchtigungen und erfordern in der Regel eine operative Korrektur.
Bei einer Brachymetatarsie des Os metatarsale I wird beispielsweise eine Verlängerung des verkürzten Knochens durch ein Keilinterponat oder gelegentlich auch durch eine Kallusdistraktion vorgenommen. Bei stärkeren Fehlstellungen werden Korrekturosteotomien durchgeführt.