Eugenik
von altgriechisch: εὖ ("eu") - gut; γένος ("genos") - Abstammung, Geschlecht
Synonym: Eugenetik
Englisch: eugenics
Definition
Unter dem Begriff Eugenik fasst man Theorien und Maßnahmen zusammen, die darauf abzielen, die genetische Beschaffenheit der menschlichen Bevölkerung durch Vergrößerung positiver oder Verringerung negativer Erbanlagen gezielt zu verbessern.
Geschichte
Der Begriff Eugenik wurde im späten 19. Jahrhundert insbesondere durch den britischen Wissenschaftler Sir Francis Galton (1822-1911) populär gemacht. Galton vertrat die Auffassung, dass bestimmte erwünschte Eigenschaften durch gezielte Maßnahmen in der Bevölkerung stärker verbreitet bzw. vererbt werden sollten. Andere Merkmale, die als weniger wünschenswert galten, sollten hingegen zurückgedrängt werden. Diese Idee führte zur Einteilung in positive und negative Eugenik.
Bei der positiven Eugenik stand die Förderung von Menschen mit als wertvoll erachteten Eigenschaften im Vordergrund, während die negative Eugenik darauf abzielte, die Fortpflanzung von Menschen mit vermeintlich unerwünschten Merkmalen zu verhindern. Die darauf folgenden Maßnahmen wurden in der Praxis häufig autoritär durchgesetzt.
Im 20. Jahrhundert fand die Eugenik in verschiedenen Ländern Anwendung, oft mit schwerwiegenden Folgen für die betroffenen Menschen. In zahlreichen Staaten wurden Zwangssterilisationen, Eheverbote und andere restriktive Maßnahmen durchgeführt, die den Eingriff in die individuelle Freiheit und die reproduktiven Rechte der Menschen zur Folge hatten. Besonders gravierend wurden die eugenischen Ideen im nationalsozialistischen Deutschland umgesetzt. Unter dem Deckmantel der "Rassenhygiene" (teilweise Synonym verwendet) führten die Nationalsozialisten systematische Maßnahmen wie die Euthanasieprogramme und in Rahmen dessen die Aktion T4 durch, die nicht nur auf die Verhinderung der Fortpflanzung, sondern auf die Vernichtung bestimmter Bevölkerungsgruppen abzielte. Aufgrund dieser Vorkommnisse war die Eugenik als wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ansatz in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend diskreditiert.
Gegenwart
Bedingt durch den wissenschaftlichen Fortschritt tauchen die Grundkonzepte der Eugenik seit den 1990er Jahren in neuer Form wieder auf. Biotechnologische Methoden wie der nicht-invasive Pränataltest (NIPT), die Präimplantationsdiagnostik und das Gen-Editing (beispielsweise durch CRISPR-Technologien) ermöglichen prä- und postnatale Eingriffe in das Erbgut. Diese Technologien können schwerwiegende genetische Erkrankungen verhindern oder heilen und so die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern. Sie führen jedoch in der reproduktionsmedizinischen Praxis auch zur systematischen "Aussortierung" von Embryonen mit Gendefekten oder Chromosomenaberrationen.
Genetische Manipulationen werden daher vor dem Hintergrund der medizinischen Ethik kontrovers diskutiert. Kritiker warnen davor, dass eine unkritische Anwendung solcher Technologien den Grundsatz der individuellen Selbstbestimmung untergraben und den Weg zu staatlich gesteuerten Eingriffen in die persönliche Lebensführung ebnen könnte. Ein mögliches Szenario wäre zum Beispiel eine Genselektion im Sinne der gesellschaftlichen Erwünschtheit, die eine genetische Diskriminierung darstellen würde.
Weblinks
- Wikipedia, Eugenik, abgerufen am 17.02.2025
- Wikipedia, Francis Galton, abgerufen am 17.02.2025
- Springer Nature, Eugenik, abgerufen am 17.02.2025