Enterische Gliazelle
Englisch: enteric glia cell, EGC
Definition
Als enterische Gliazellen, kurz EGCs, werden die Gliazellen des enterischen Nervensystems (ENS) bezeichnet.
Anatomie
Enterischen Gliazellen sind kleine, meist sternförmige Zellen, die zahlenmäßig den Hauptbestandteil des enterischen Nervensystems darstellen. Sie befinden sich in unmittelbarer Nähe zu den intestinalen Epithelzellen, wobei ihre Fußfortsätze oft bis zur epithelialen Basalmembran und zu den Blutkapillaren in der Darmschleimhaut reichen. Weitere Populationen von EGCs finden sich im Plexus submucosus und Plexus myentericus. Hier umhüllen sie die neuronalen Zellkörper.
Funktion
Lange galten enterische Gliazellen lediglich als Stützzellen. Zunehmend wird ihre Bedeutung für die Homöostase der Darmbarriere erkannt.
Hinsichtlich morphologischer Merkmale und Expressionsmarker (z.B. GFAP, S-100B) ähneln enterische Gliazellen den Astrozyten des zentralen Nervensystems (ZNS). Analog zu deren Funktion für die Blut-Hirn-Schranke im ZNS scheinen die enterischen Gliazellen ebenfalls für die Integrität der Darmbarriere wichtig zu sein: Sie produzieren und sezernieren verschiedene Mediatoren wie z.B. GDNF, TGF-β1, 15dPGJ2, GSNO und Neurotrophine. Dadurch haben sie Einfluss auf Apoptose, Proliferation, Differenzierung und Migration der Darmepithelzellen.
Klinik
Läsionen oder funktionelle Defekte der enterischen Glia können an einer Dysfunktion der Darmbarriere beteiligt sein. Störungen der Integrität der intestinalen Epithelbarriere spielen eine Rolle bei entzündlichen Darmerkrankungen (CED), Zöliakie, Reizdarmsyndrom aber auch bei Morbus Parkinson oder Adipositas.
Literatur
- Yan-Bo Yu, Yan-Qing Li. Enteric glial cells and their role in the intestinal epithelial barrier, World J Gastroenterol. 2014 Aug 28;20(32):11273-80, abgerufen am 03.09.2021
- Neunlist M, Rolli-Derkinderen M et al. Enteric glial cells: recent developments and future directions, Gastroenterology. 2014 Dec;147(6):1230-7, abgerufen am 03.09.2021
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